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Meiningen den 20n Jul. 1809.

Allerliebster, bester Freund! Hier mein neuestes Büchlein brühewarm aus der Presse! Den 2ten Band meiner Reisen wird Ihnen Cotta zugestellt haben.

Hätten Sie wohl die Freundschaft, anliegende übrigen 3 Exemplare gefälligst an Göthe, Wieland und Herrn St. Schütze (dem ich mich bestens empfehle und für das mir gesandte Buch herzlich danke, welches mir sehr gefallen hat) mit der Bitte "daß ich mir die Nachliefrung der zum Büchlein gehörigen Musik (da Herrn Cotta's Notenstecher gerade durchgegangen war) vorbehalten dürfe" abgeben zu lassen? Und – sagen Sie doch dem alten würdigen Geiste und dem Gott etwas Schönes, das aus Ihrem lieblichen Munde dem armen unwürdigen Geschenke Werth gebe! – Auch der Bibliothek der heiligen Maria habe ich durch Fr. v. W. ein Expl. gereicht – und Ihrem edlen Herrn, dem wahren, herrlichen Medicis, dem von jeder D. Muse, sey sie auch nur arm und nur reinherzig, der Dankzoll gebührt, eines, des versteht sich von selbst! – Die Exemplare von den Reisen, hat Cotta hoffentlich alle selbst besorgt.

Sollte ich damit vom Publikum – scheiden, so geschieht es doch, wie Sie in der dießmal angehängten Apologie lesen werden, sanft, und mit einem Kusse. Auch kann hier nun der Zyklus meiner landwirtschaftlichen Romane sehr füglich vollendet und abgeschlossen seyn. Eine Arzney, die mir zufällig Herr von Köniz entdeckt hat, stärkt mich indessen sehr, so daß ich manche Hoffnung hegen könnte, wenn ihr Auffinden nicht wahrscheinlich zu spät wäre. Sollte ich noch gefristet werden, so liegt von vor: 1.) "ABC eines Gemüths aus der Grafschaft Henneberg" und 2.) "Jesus von Nazareth" ein Evangelium für Freunde der Religion in der Form des Wilibalds. Doch ist das letztere wohl zu wichtig, heilig und groß für meine irdische Laufbahn.

Ach, wie hoffe ich, Sie, Bester und die holdeste Minna, der ich die Hände küsse, von Liebenstein aus hier zu sehen! Sie beyde! Meine allerlieblichsten Freunde! – – Aber Panzerbieter meynt, die Hoffnung dazu sinke! Sinkt denn alles? – – doch soll meine Liebe zu Euch ewig höher emporblühen, Ihr herrliches Menschenpaar! Lebt wohl, wohl, wohl!

Ewig

der getreue Eckhart.

Ich bitte nochmals fußfällig und doch auch himmelhoch um meinen Fichte.

Zitierhinweis

Von Johann Ernst Wagner an Friedrich von Müller. Meiningen, 20. Juli 1809, Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1076


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Textgrundlage

H: GSA, 68/618, Bl 23
1 Dbl. 4°, 1 S.