Von Henriette Schwendler an Johannes Schulze. Weimar, Mitte September 1810
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Guten Morgen, mein gütiger Freund! Es mag wohl ein wenig anmaßend sein, Sie nach einer so kurzen Bekanntschaft sogleich meinen Freund zu nennen, aber Sie sind es, denn sonst hätten Sie mir den herzigen Genuß nicht bereitet, den mir gestern das Wiedersehen und Wiederfinden der herrlichen Hopfgarten bereitete gewährte. Ich erkenne dankbar, daß ich Sie während meines Hierseins recht oft sah, nur waren die Momente so abgerißen und wieder so ineinandergreifend, daß ich mir durchaus kein prägendes Bild davon entwerfen kann. Ich möchte wohl ein Stündchen ruhiger Unterhaltung mit Ihnen genießen und dies Andenken dann in meine Berge zurücknehmen, wo sich so manches Bild der Vergangenheit lieblich und innige an die Gegenwart reihet. Der ganze Vormittag gehört mir, ich habe alle Convenienzen beseitigt, vielliecht könnten Sie mir die gestrige Stunde schenken die wir dann in Park zubrächten. Zu den Kindereyen meines Wesens gehört, daß ich meine Freunde so gern im Freyen im großen Tempel sähe.
Zitierhinweis
Von Henriette Schwendler an Johannes Schulze. Weimar, Mitte September 1810. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1087