Von Emanuel an Caroline Herder. Bayreuth, 8. April 1800, Dienstag

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Beste, würdigste Frau Präsidentin!

Lange bin ich schon im Besitz Ihrer schoenen, sanften Worte; aber heute konnt ich Ihnen dieß erst sagen u heute kann ich erst dafür dancken.

Drei kleine Reisen mußt' ich seit kurzem machen; viele sind der Arbeiten gewesen; dieß soll mich entschuldigen.

Wenig konnt' ich bis hierher den Menschen nützlich seyn; weniger noch Ihnen, würdige Mutter, u den lieben Ihreneinigen!

Die kleine Freude, die ich meinem lieben Adalbert zu Weihnachten gemacht habe, verdienen wohl die, die ich mir dadurch machte; aber weiter keinen Danck weder von ihm noch v. Ihnen.

Adalbert ist brav, wird's taeglich mehr und wird uns, wenn ihm der liebe Gott Ge |2 sundheit giebt – noch viele Freuden geben.

Gestern hab' ich den Vorschlag von ihm im Reichsanzeiger gelesen und mich darüber recht gefreut.

Das Verwandeln der Kirchhoefe wird zwar nicht ganz ohne Widerrede bleiben, denn es giebt erstens mehr Schulen als Kirchhoefe u zweitens, auch im Sommer auf den Kirchhoefen nicht gesund zu botanisiren seyn; aber der Oeconom will nur jedes Plaetzgen benutzen u er gefällt mir dieserwegen.

Vor einigen Wochen schrieb Adalb. dem Praes. daß er's nicht erleben würde, die Bauern in Klmb. so zu sehen wie er's wünschte. Diese Stelle that dem Praes. wehe, weil er glaubte Adalb. wollte nicht lange bei ihm bleiben u er|forderte eine Erklärung von Adalb. die in der vergangenen Woche ankam u, da ihm Adalb. versicherte daß er sich nie einen bessern |3 wünschte: so war er sehr froh.

Dieß zu Beweis wie sehr der Pr. mit ihm zufrieden ist.

Daß Adalb. nun einen Zoegling u im Herbst noch einen bekommt ist mir sehr lieb.

Meine Reise nach Colmb. ist fest gesetzt nur die Zeit dazu noch nicht.

Nach Ostern geh' ich in die Gegend v. Hof – wo ich ein Guth zerschlage u wenigstens 3 Wochen bleiben muß.

Ich hab' aber noch eines zum zerschlagen wenn ich abkommen kann; so geh' ich des Ende Mai nach Colmb. u München.

Der Bruder unsers R. war nicht mehr hier als Ihre Hülfe für ihn ankam.

Mit Ihrem Brief erhielt' ich auch einen v. unserm R. in dem er mir den Auftrag gab, seinem Bruder in Sparnek |4 25 f rhl für diesen zu senden, das ich so gleich that u v. Bruder selbst erfahr daß ich dem Bruder nichts senden sollte "weil er's nicht brauche u es ihm schaedlich waere".

Ich zog alle Umstaende zu Rath und es ward beschlossen Ihnen die 2 # wieder einzuhaendigen. Nehmen Sie ihn hier wieder.

Mit Schmerz red' ich von diesem Brd. unsers R.Sie dürfen ihm nie einer Antw. würdigen, wenn Sie durch Ihren Edelmuth unseren R. nicht schaden wollen.

So muß ich schreiben, so mußt' ich handeln, u bitte um Ihre Verzeihung.

Ich kenne diesen Menschen nicht er auch mich nicht; aber die Liebe meines R. dictirt mir alles was ich Ihnen schreibe. Gott segnet Ihnen alle Handlungen für diese Einzige schon.

Moecht' ich jetzt nur eine Stunde bei Ihnen seyn u Ihnen sagen koennen wie sehr Sie meine Seele verehrt u achtet! Alles was Sie umgiebt sei mit Ihnen ewig glücklich!

Emanuel

Bayreuth, 8. April 1800.

|5 Mein Bruder Israel traegt mir auf ihn Ihnen und all den lieben auch den guten Jungen so sehr lieben Ihrigen zu guetigem Andencken zu empfehlen und danckt mir u Ihnen Allen zugleich für die Erfüllung des Auftrags.

E.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Caroline Herder. Bayreuth, 8. April 1800, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1205


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. und 1 Bl. 8°, 4½ S.


Korrespondenz

B: Von Caroline Herder an Emanuel. Weimar, 24. Februar 1800 (HB 8, Nr. A 46)