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Bayreuth, 5. Nov. 1800.

Gute, theuere Frau Praesidentin:

Danck, tausend Danck, für Ihren lieben Brief , der mir das, so viel gab als ich von Ihnen erwarten konnte.

Nichts darf zerrissen werden was wir uns geben nichts, also auch kein Wort .

Bleiben Sie mir ewig d. h. haben Sie ewig mit meinen Fehlern Nachsicht und nehmen Sie mich so wie ich bin; wenn mir's moeglich ist: so besser' ich mich und werde vielleicht noch gut und dann haben Sie mich ja auch.

Den Praes. v. Voelderndorf hab' ich Ihren Gruß schriftlich, woertlich mit getheilt , weil "ein Hagestolz den Gruß einer guten Mutter einem |2 guten Vater durchaus nicht copiren soll u kann".

Lesen Sie hier seine ganze Antw.

"Ich dancke Ihnen lieber Freund! für den Gruß der guten Mutter Herder, in deren Freuden ich mich allerdings noch weit besser, als Sie Hagestolz! versetzen kann, da ich seit geraumer Zeit mich in dem guten Betragen und den Fortschritten meiner 9 Kinder so ganz glücklich fühle"

"Sagen Sie der Frau Praesidentin daß ich mit ihrem Sohn eben so zufrieden bin, als er mit mir zu seyn scheint und daß ich darauf rechne, daß wir recht lange beysammen bleiben. Denn wenn Gott Seegen zu seiner unermüdeten Thätigkeit auf meinem Guthe giebt; so werd' ich in den Stand |3 gesetzt, auch danckbar zu seyn u in der Folge ihn so zu setzen, daß in die Stelle des Nothdürftigen – ausreichendes Auskommen eintritt."

Brauch' ich noch eine Belohnung, noch Danck von Vater und Mutter?

Adalbert hat mir auch von seiner fröhlichen Kirmse geschrieben ; er ist gut und wirds gewiß immer bleiben.

Vor 14 Tagen wollt' ich ihn besuchen, habe mein Koeffergen schon bis Regensburg vorausgeschickt u ich wurde abermals an meiner Reise gehindert.

Nun seh' ich ihn wahrscheinlich in diesem Jahr nicht mehr, aber giebt mir der liebe Gott Gesundheit oder laeßt er mir sie vielmehr und wir erhalten eine baldigen Frieden: so bin ich im Frühlings Frühling b. ihm.

|4 Er schrieb mir schon vor mehreren Wochen, daß Emil ihn besuchen und Bayreuth passiren würde, auch der Praes. sagte mir dieß und der ganzen Zeit erwart' ich den lieben Emil umsonst.

Vermuthlich hat ihn das üble Wetter abgehalten.

Da ich nach Allem was ich von der Carol. Feuchtersl. erfahren, aus ein sehr gutes Wesen in ihr vermuthe: so thut mir's für Richter nicht wohl daß er sich von ihr trennen mußte bis ich weiß daß er Ersatz für sie hat und dann thut sie mir nach allem wehe.

Leben Sie mit den lieben Ihrigen, die ich herzlich grüsse, recht wohl u vergessen Sie nicht wie sehr ich Sie achte u verehre.Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Caroline Herder. Bayreuth, 5. November 1800, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1215


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 4 S.


Korrespondenz

B: Von Caroline Herder an Emanuel. Weimar, 17. Oktober 1800 (HB 8, Nr. A 83)