Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Leipzig, 18. und 19. Februar 1802, Donnerstag und Freitag

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Leizig 18. Febr. 1802.

Wirst Du mir verzeihen, Emanuel? Denn entschuldigen kann ich mich nicht recht – Auf einen so lieben Brief als mir am Neujahrsmorgen ward , so ewig zu schweigen! – Daß ich mich entschuldigen müßte, hat mich noch schon um ein paar Posttage verspätet. – Aber die eigentliche Entschuldigung ist freilich die härtere Anklage, daß ich in diesen sieben Wochen zu wenig reine Stimmungen fand, um Dir zu antworten.

Gestern, an meinem Geburtstage, starb mein Vater . Bedauern Sie meine Schwestern , die treuen Wärterinnen! Sein Leben war recht freudenlos.

– 19. – –

Lesen Sie doch Godwi od. das steinerne Bild der Mutter, von Maria , den 2ten Theil (den 1ten kann man nachher lesen) u. schreiben Sie mir über die Ideen darin von dem Wesen der Freundschaft u. Liebe die Ihrigen. |2 Ich bin noch nicht einig mit jenen,

d. h. ich halte sie für zu streng, um fürs Leben zu gelten – ich glaube, man / ein Manndürfe auch Männer lieben, und die Weiblichkeit in Männern werde dort zu einseitig als Unmännlichkeit genannt verdammt – allemal sey die "krankhafte Metastase der Liebe in die Freundschaft" mancher Natur nothwendig gemacht und nur dieser (der Natur) vorzuwerfen.
aber auch mit meinen nicht.

Richten Sie es ein, daß wir uns in Meiningen sehen d. h. schreiben Sie mir jetzt bestimmter, wenn Sie hingehn, damit ich mich mit meiner baldigen musikal. Reise an diesen Hof (wozu ich noch einen 2ten Brief von Richter erwarte) auch darnach richte.

"Thu mirs zu Liebe, Thieriot, und verliebe Dich bald!" – Denn bis jetzt wurde noch nichts.

|3 Der alte Weisse

genannt Kinderfreund; er war jedoch aller Menschen Freund
war sehr krank. Kurz vorher (vor 4 Wochen) war ich noch bei ihm u. s. Tochter, u. er wollte Ihnen antworten .

Ich bin so leer wie dieser Brief. Wenn ich mich nicht bald selbst wieder fülle, so will ich Deiner Liebe nicht werth seyn!

Lebe wohl

Paul Thieriot

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Leipzig, 18. und 19. Februar 1802, Donnerstag und Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1240


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Textgrundlage

H: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 3½ S.

Überlieferung

h: BJK, Berlin V, 138
Briefkopierbuch der Briefe Thieriots an Emanuel, H. 1, S. [3]–[4] (unvollständig).

D: Abend-Zeitung, Nr. 3, 4. Januar 1843, Sp. 19–20 (stark gekürzt).


Korrespondenz

B: Von Emanuel an Paul Emil Thieriot. Bayreuth, 28. Dezember 1801, Montag
A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 1. März 1802, Montag

Beantwortungsvermerk von Emanuels Hand: 1ter Mart. beantw.