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B. 7 Nov. 6.

M. gute Car.! Endlich steht er wieder einmal hier, Ihr Name, an dem ich schon Wochen schreibe. Ihr schönes Glaubensbekenntniß – ein anderes könnten Sie auch nicht ablegen – hat mich sehr u ganz u rein herzlich gefreut.

Caroline, dieß würde es nicht gekonnt haben, hätt' ich mir nicht selbst sagen können: auch Du bist derselbe Emanuel, der Du Ao. I warst , als Freund Deinen Freunden.

Ob ich es auch als Mensch meinen Brüdern und mir bin? Das mag der wissen, der den Menschen v. Innen genau kennet!

Wenn ich auf Ihre Freundschaft stolz bin, Car.: so bin ich es um so mehr auf Ihren Stolz; denn diesen weiß ich eben so sehr zu achten – besonders den eines Mädchens, als den Hochmuth eines Mannes zu verachten.

Ihren Schmerz und den Ihres lieben Bruders fühl' ich – weil ich selbst noch an demselben leide.

|2 Wohl ist es ein Zeitraum v. 8 Jahren, wo mir die Vorsehung meine erste, gute Schwägerin nahm; aber mein Schmerz ist noch neu.

Ich vertrat bei nahe Mutterstelle bei dem Jungen – der groß, gesund ist u brav werden wird – u war also ganz in Ihrer jetzigen Lage.

Mehr brauch' ich Ihnen ja nicht zu sagen, Car.!

Trösten – wie die Menschen trösten – kann ich nicht u glaub' auch nicht daran, sonst würd' ich Sie längst haben trösten wollen.

Der edle Mensch findet schon Trost.

Wer könnte jetzt in unsrer politischen Lage uns trösten – fänden wir nicht Ruhe in Gottes Lenkung, in dem kindlichen Glauben an ihn u in Ergebung in seinen Willen.

Sie haben gewiß die Ankunft der fremden Truppen in Berlin nicht abgewartet . Wir sahen hier viele durch- |3 ziehen.

Unsre Stadt ist glücklich, wir haben an unserm Gouverneur, dem General Legrand, einen edlen würdigen Mann.

Es thut ihm leid Manches für die Armen fordern zu müssen u nur das fordert er.

Wo man ihn u seinen Beistand bedarf, da ist er u hilft wo er kann.

Unsre Königin dauert mich am meisten u zu erst u hernach alle Menschen, die so fürchterlich leiden.

Ich bin Gottlob! gesund, auch die Meinigen sind es; ab. oft, z. B. gerade jetzt, indem ich schreibe – leid' ich sehr am allgemeinen Schmerz.

Die bervorstehenden Veränderungen werden auch eine große in dem Kreise meiner Freunde hervorbringen.

Im Gewühl des Flüchtens u Wanderns fand ich jedoch ein himmlisches Weib.

|4 Eine Rittmeistr v. K., eine geb. Berlinerin v. Kr. zog hier her bis nach dem Kriege – b. dem sie Mann, Vater u zwei Brüder hat – u so lange werd' ich mich ihres Umgangs u bis zum ewigen Frieden inclus., ihrer Freundschft erfreuen können.

Jette kommt wahrscheinlich v. d. Donau an den Rhein . Mein Otto ist schon im Felde u ich weiß nichts v. ihm.

Sagen S. mir Car, wie es Ihnen jetzt ist u wie es Ihrem armen Bruder, den ich brüderlich grüße, geht?

Alles was ich mein nenne besonders mein Uhlfelder grüßet Sie.

Sprechen wäre jetzt besser, als Schreiben; aber auch das hat mir wohl gethan. Mög' es Ihnen stets so seyn!

E.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Caroline Goldschmidt. Bayreuth, 7. November 1806, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1277


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Textgrundlage

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 4 S.


Korrespondenz

Auf den leeren Mittelseiten des Doppelblattes befindet sich Emanuels Abschrift seiner Antwort.