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Hildburghausen d. 30 Novemb. 06.

Mein Stern, dem der politische größtentheils seinen Lauf bestimmte, führt mich nach Stuttgart , wo ich etwas werde, was Sie vor der Hand nicht weiter kümmert, als etwa in so fern daß es mich dort, hoffentlich wenigstens, für meine Lebenszeit festhält. Wohin man gebaut ist, dahin will man dann auch so viel Liebes nach und um sich ziehen, als man nur kann. Darum habe ich, als ich vernahm, daß der König von W. eine nahmhafte Summe zur Verbeßerung der Musik und des Theaters decretirt habe, Ihrer und Ihrer Geige erwähnt, die man wenigstens sehr braucht. Man hat mir darauf den Wink gegeben, daß man Ihr Anmelden und die Bestimmung der Bedingungen wünsche. Vorläufig kann ich Ihnen aber sagen, was etwa gewährt werden würde. Besoldung etwa 8 bis 900 f rhn und 2 bis 3 Monate Urlaub im Sommer. Ihre Funktion wäre die eines Conzertgeigers und eines ersten [...]pianisten in Oper u Concert. Können Sie Sich anheischig machen, die Opernmusik zu dirigiren: so sind um desto willkommner; denn Kranz ist ein vieljährig aufgehangener Erndtkranz. Er hat noch die Form, aber weder Farbe, noch Duft.

|2 Was Sie aber schreiben und thun wollen, thun Sie bald. Kann Sie es – wie ich hoffe – zu dem bestimmen, was ich wünsche: so laßen Sie Sich es gesagt seyn, daß Sie dort Menschen mit Kopf, u Herz und Künstlersinn finden, und unter diesen auch Hohenbaum, der mir nach, oder vielmehr vorzieht.

Ihre Erklärung schreiben Sie, unter Beziehung auf die von mir erhaltene Notiz, an den Herrn Cammerherrn, geheimen Legationsrath und Intendanten der Königl. Hofkapelle, Freiherrn von Röder in Stuttgart. Wollen Sie auch mir von Sich u Ihren Entschluße Nachricht geben: so trifft mich Ihr Brief bis zum 18ten December hier, später in Stuttgart.

Leben Sie wohl! Gruß u Achtung.

Wangenheim

Motto: Jüngling, werd' ein Mann!

der Greis R.

Zitierhinweis

Von Karl August von Wangenheim an Paul Emile Thieriot. Hildburghausen, 30. November 1806, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1279


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 273
1 Bl. 8°, 1¾ S. Auf S. 1 am oberen linken Rand von Karl August Varnhagen von Enses Hand: Wangenheim. Über dem Brief von fremder – wahrscheinlich Emanuels – Hand: "An Freund Thieriot".


Korrespondenz

Der Brief wurde zusammen mit dem Brief Karl August von Wangenheims an Jean Paul vom 30. November 1806 (4. Abt., Bd. V, Nr. 111) zunächst zu Jean Paul gesendet, der ihn am 5. Dezember 1806 mit einem begleitenden Billett zu Emanuel weiterschickte. Der las die beiden Briefe Wangenheims Simon Uhlfelder vor, um sie dann mit einem eigenen Brief vom 5. Dezember 1806, jedoch ohne das Billett Jean Pauls an Thieriot zu übermitteln.