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Guten Morgen, mein Otto!Hier ist die Zeitschrift, in welcher nur der Anfang des Aufsatzes über Holländersalz zu lesen ist. Ich hoffe die Fortsetzungen auch zu bekommen.

Alter, wer es so gut mit den Menschen, besonders mit seinen Freunden – besser wie mit sich selber meinet, wie Sie, der sollte – auch wie Sie – sprechen wie er will, ohne nachher erst ein Wort darüber zu verlieren.Ich nehme gewiß jedes Wort mit Dank des reinsten Herzen auf und an.Auch mir gefällt das Schweigen über das Declamiren."Wenn Gott mit mir ist, singt der König, fürcht' ich keinen Menschen" und ich sing' ihm nach.

Sollen wir unser gutes Schiksal uns, unser nichtgutes nicht uns zuschreiben?Sollen Andere so unglücklich seyn können, uns unglücklich machen zu können? Sollen wir unser Glück – außer dem lieben Gotte, noch einem Wesen außer uns directe verdanken?

|2 Zeitliche Güter machen unser Glück, wenn ewige wir daraus machen; diese wenn sie uns über jene erheben.

Gott macht mich glücklich durch Göttliches, nicht nur im Besitz – in der Einsicht in dem Anerkenntniß eben dieses Glückes.

Das wäre ja zu ertragen, das Unglück, an dem wir unschuldig sind und das ist's ja auch.

Jeder Mensch soll nach seinen Kräften T t ragen, D d ulden, L l eiden, natürlich der starke mehr, als der schwache und ein Gotteskind am meisten, denn es leidet durch und für seine Geschwister; aber wer würde nicht vorziehen die Leiden für diese, den Freuden für, statt diese?Mich tröstet der Glaube, mein Otto, daß jeder ist seines Glückes Schöpfer und daß kein Mensch – wenn Gott mit mir ist – vernichten kann diese meine Schöpfung.

Schade, daß ich mich klarer nicht geben kann, Dir meinem Otto

EO.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Georg Christian Otto. Bayreuth, erste Jahreshälfte 1810 (?) . In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1311


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Textgrundlage

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Billett, 2 S.


Korrespondenz

Zur Datierung: Das undatierte Billett könnte gemäß seiner Lage innerhalb des Konvoluts aus der Zeit zwischen dem 9. Dezember 1809 und dem 2. Juni 1810 stammen. Möglicherweise beziehen sich die Anspielungen auf das Schweigen sowie die Freundschaftsbekundungen im Billett auf das seit dem 2. Januar 1810 bestehende und bis zum 2. Juni 1810 anhaltende Schweigen zwischen Jean Paul und Emanuel.