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B. d. 29 Jun 1818.

Mein Emanuel! Nachdem ich die unterstrichene Ort- und Zeit-bestimmung geschrieben hatte, wurde mir auf einmal mein kurzer Gedankenfaden, den ich vor Ihnen brieflich ab g sp innen wollte, durch mich selber abgerissen, oder vielmehr durch Sie, nämlich durch die 29. Auf einmal fiel mir der 29 Sivan ein, u ich durchzählte die Kalendertage mit der begierigen Hoffnung auf ein zufälliges Zusammentreffen der 29 zu treffen, und mit einer Ahnung, daß sogleich die Möglichkeit zur Gewißheit werden könne, was jedoch fehlschlug. Indeßen möge und wird es Ihnen am 29ten Sivan (über den ich mich ärgere, daß er nicht heute zu haben ist) so wohl gehen, als Sie es an jedem Tage verdienen.

Ich muß nun suchen, zurükzukehren zu der ersten Idee, von welcher ich aus gieng, als ich mir vornahm, heute an Sie zu schreiben.

Dazu gab mir Fahnenberg Anlaß und die Sendungen die er mir gemacht hat, für deren Uiberbringung ich der Braun herlich danke.

In dem Brief, welchen mir Fahnenberg |3 geschrieben hat, stellt er uns beide so zusammen, daß ich denselben gleichsam als an sie mit gerichtet ansehe; weswegen ich Ihnen denselben mittheile. Mir ist das ungemeine Wohlwollen des (gewiß) braven Mannes gegen mich zwar sehr erfreulich, aber der Anlaß dazu kaum begreiflich. Er hat mich mit gedruckten Gutthaten überschüttet, und der liebe Gott hat, indem er so viele irdische und närrische Staats-Organisazionen zuläßt, und Baden mit einer neuen bedrohet wird, für mich gesorgt und die Bedrohung Badens mit einer neuen zuläßt, für mich gesorgt, um eine Reiselust [...] zu unterdrücken, deren Befriedigung mich in ungemeine Verlegenheit versetzen würde.

Je länger ich schreibe, desto mehr gelange ich zur Erwägung des Irdischen, mithin auch der Zerschlagungs-Anstalten der Erde u der Güter, in Rücksicht welcher neue strenge Verfügungen erlassen worden sein sollen. Wie freue ich mich daher, daß Sie, wie Recht u Nutzen im gleichen Grade geboten, ein Bauer geworden sind, der nicht zerschlägt, |3 sondern nur gelegentlich da u dort ein einzelnes Grundstückt abläßt u veräußert, was dem Käufer gelegen und dem Inhaber entbehrlich ist.

Unsern braven Samelson und Ella habe ich neuerlich Gelegenheit gehabt, öfter zu sehen, und mit beiden recht von Herzen zufrieden zu sein und zu wünschen, daß sie es auch mit mir gewesen sein mögen.

Es gehe Euch allen recht wohl! Grüßen Sie von mir u Amöne Ihre Flora und Jette Braun u deren Kinder und zuletzt u vor allen Andern meinen Emanuel!

Lebe wohl! Dein

Otto.

Zitierhinweis

Von Georg Christian Otto an Emanuel Osmund. Bayreuth, 29. Juni 1818, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1351


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Textgrundlage

H: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 2½ S.


Korrespondenz

A: Von Emanuel Osmund an Georg Christian Otto. Weiher, 13. bis 15. Juli 1818

Präsentat: beantw. am 15t Jul