Von Georg Christian Otto an Emanuel Osmund. Bayreuth, Herbst oder Winter 1821 (?)

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Guten Morgen, mein Emanuel! Amöne hat Sie mit einer Sache, zu meinem Misvergnügen, behelliget, über welche ich gegen dieselbe wohl manchmal ein Wort des Unwillens geäußert habe, die aber auf sich hätte beruhen sollen. Wer etwas haben, oder wer etwas geben will, der findet wohl leicht die Gründe dafür. Dies ist besonders der Fall bei Pensionen. Wenn ich nun zuweilen von Vergabung derselben an unserm Vaterland ganz fremde Personen, eine Dobeneck , Seckendorf p oder von Ansprüchen hörte, welche ähnliche Person mit einer Art von Zuversicht darauf machten: so wußte ich, vergleichungsweise mit solchen, sogar Rechtsgründe für mich aufzufinden zu heimlichen Ansprüchen.

Der König von Preußen (ich nannte ihn daher auch nie anders als so, und nie den König oder unsern König) beherrschte uns nicht als König von Preußen, sondern als Fürst von Baireuth. Das Fürstenthum Baireuth war ein eigener Staat , und der Regent desselben war als solcher verpflichtet ein Reichskontingent zu halten.

Da nun der König von Pr. in unserm Vaterlande keine andern Truppen hatte, als das hiesige Regiment: so |2 machte dieses das Reichskontingent aus, mithin [...] und diente nicht blos dem Fürsten, sondern dem Lande. Dieser Grundsatz wird sogar von Seiten Baierns noch jetzt anerkannt, u ich habe erst vor einigen Wochen ein medizinisches Attest ausgefertiget / ausfertigen helfen, mittelst dessen ein Soldat, der nie Baiern gedient, um eine Pension zu bekommen, die Wunden nachweisen mußte, die er im Dienste s. Vaterlandes unter Preuß. Fahnen empfangen, und wovon er zwei in Schlesien u bei Glatz (vielleicht gegen die Baiern fechtend) erhalten hatte. Auf gleiche Weise hat die Baiersche Regierung Soldaten u Unteroffiziere den Ansprüchen gemäß versorgt, die sie im Preuß. Kriegsdienste erlangt hatten. Da ich nun (so könnte ich staatsrechtlich schließen) einen Anspruch auf die Hälfte meines vormaligen geringen fixen Gehalts (das Meiste bestand in Zulagen u Nebeneinkünften) habe: so habe ich denselben gegen das Land, dem ich gedient , u gegen die Regierung, de m r es unterworfen ist. Es thut mir leid, daß aus der einen Behelligung die andere folgen mußte.

Zitierhinweis

Von Georg Christian Otto an Emanuel Osmund. Bayreuth, Herbst oder Winter 1821 (?). In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1383


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Textgrundlage

H: ehemals Slg. Apelt,
Billett, 2 S.


Korrespondenz

Zur Datierung: Anhand der Lage der Briefe im Konvolut könnte das in Bayreuth geschriebene Billett nach Christian Ottos Rückkehr aus München Anfang September 1821 und vor Ottos folgendem Billett vom 31. Januar 1822 verfasst worden sein.