Von Georg Christian Otto an Emanuel Osmund. Bayreuth, 31. Januar 1822, Donnerstag
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Guten Morgen, mein Emanuel! Ich konnte nicht (gestern u vorgestern) dazu kommen, Ihnen zu melden daß wir das Logis in Morizhöfen bekommen. Ich hatte einige Aufsätze in der Arbeit, die ich (Herders Zurückkunft nicht so nahe voraussetzend) nach München jagen u als Keile brauchen wollte, um damit meine (Vierteljahr lang) dort festsitzenden Aufsätze loszuarbeiten. Und da ich einmal darüber war, suchte ich sie fertig zu bringen, ungeachtet der Nachricht von Herder gewißen Ankunft am künftigen Sonntag , welche sie aus den beikommenden Brief ersehen werden. Diese Beschäftigung u Etwas in mir ließ mich nicht dazu kommen, einen Uiberschlag von den jährlichen Partikular-Rückzahlungen von einem Kapital von 2000 f, das ich vorläufig wenigstens / gewiß mit 200 oder vielleicht / ungewiß auch mit 400 f vergrößern möchte. Haben Sie die Liebe, dies zu bestimmen u sich dabei nur nach Amönens 47jährige s m Alter zu richten. Ihr Vorschlag ist auch in so fern gut, als man ja die Partikularzahlung wieder ausleihen kann, wenn sie [...] braucht.
Uiber Richter kann ich – indem ich Ihre vorsorgende und |2 vermittelnde Liebe recht aus Herzensgrund mit Dankbarkeit und Liebe anerkenne – nur sagen, daß ich nicht weiß, was zu thun oder zu lassen ist, u daß ich, leider! glauben muß, unser Nichtzusammenkommen bewirkt ein Zusammenbleiben; denn solche Sachen zu hören, wie ich sie von ihm hörte, als ich ihn zum letzten Mal sah u wovon ich Ihnen einige mitgetheilt habe; daß z. B. seinen Kindern Verkrüppelung nichts schade p., nehmen die Achtung u Th t rennen. Wenn ich an die A a rme Odilie denke und an ihre Thränen p Genug! Von meinen Schreibereien sollte eigentlich besonders unter Richters Augen nichts kommen; indeßen weil Sie es wollen und davon gesprochen haben: so lege ich die zwei Aufsätze bei. Einen dritten, den Sie schon einmal hatten u den auch ich deswegen schrieb, weil ich die Thorheit hatte zu glauben, daß 1) der Minister von den Journalverhältnißen einigermaßen unterrichtet worden sei, und 2) daß er gleichsam eine / meine Vertheidigung darin erkennen möchte, diesen dritten wünschte ich von Ihnen einmal auch zu einiger Rechtfertigung eingesehen, obwohl er, wie ich mit Schmerzen weiß, nichts ist, als ein herausgepreßtes Nothwerk in Beziehung auf schriftstellerischen Werth.
Zitierhinweis
Von Georg Christian Otto an Emanuel Osmund. Bayreuth, 31. Januar 1822, Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1384