Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 30. Mai 1802, Sonntag

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Bayreuth, Sonntag, 30 Mai 1802

auf N. 1

Thieriot! Dein verlohrnes Federmeßer ist es nicht, sondern gut aufgehoben ; aber noch besser aufgehoben wird Dein Bleistift, denn nur jenes und nicht diesen schick' ich Dir mit der morgen abfahrenden Post, wie ein ehrlicher Wirth nach.

Es scheint als hätte Dir keine Sonne in Nbg geschienen und Du wärest noch vor SonnenAufgang wieder aus ihm heraus gegangen, Du Sonne !

– Hier ist sie, die – nicht einmal mit Danck – bezahlte Stiefelsohlen und Fleckrechnung , im Original.

Da Du uns am Himmelfahrtstage so viel mit nahmst: so konnten wir Nichts vornehmen , als ich das Blatt, das Du der Post abgenommen haben wirst.

Meine Israels grüssen Dich, mein Uhlfelder auch; meine 2 Uhlfelders grüssen Dich nicht .

So sieht ohngefehr Jacobis Nichtwissen aus.

Aber küssen möchte Dich Alles.

|2 Deine Vanille, die so eben der Himmel begießet, giebt mir täglich den ersten Guten Morgen von Dir und die 2 Rosen – das weißt Du – hast Du längst.

Christian und Amoene Otto langen Dir ihre Herzen, durch das meinige, dem Deinigen zu. Mach zu!

Auf N. 2.

Hätten doch die armen Nürnberger, da es einmal "windig" bei Ihnen ist, sich lieber von Deinem Feuer als von der rauchenden Brunst anbrennen lassen.

Gerade so hab' ich mir sie schon immer gedacht, wie Du sie ausser und in dem Quartett maltest , die Sandhasen.

Bei wem wurde denn das vierekigte Quartett Dir und von Dir ausbezahlt ?

Auf N. 3 das ich mit dem hier beiliegenden Steckbrief , den Dir Deine Bayreuther vor und nach schicken, zu gleich erhielt.

Dank Dir Alter, daß Du es nicht länger in Nbg. ausgehalten hast .

|3 Mein Prestißimo hatte sein Superlativ schon eher und für das Deinige lang' ich Dir – das es / das Räthsel nicht an mich gerichtet war – sie wissen zwar nichts davon – für die beiden Rosen – ein zwei "Diminutiv" zu.

Deine Briefe von Leipzig machen mir sehr viel Freude und auch Deine brüderliche Erlaubniß, diese Freude der geben und nehmenden Brüder genießen zu dürfen.

Wenn die Post nach Leipzig geht, soll sie auch die gedruckte Bayreuther Danksagung an dem Jaques mit bringen und der Schwester.

Brich den Nürnbergern das Conzert ab das nun dort wachsen soll , und gib / leg es uns zu d. h. Dich.

Wir wollen Dich schweigend schweigend Dich sehen.

Verzeih dem "Unterthänigsten Knecht", er hat Dich ja nur "Im Hof" und noch dazu im Mai in April geschickt .

So eben schickt man mir einem Thieriot , das bist wohl Du. So nimm!

Nun wären Deine 3 Antworten fertig und nun ich soll, da ich muß, das Erzählen be- |4 ginnen.

Es ist sich aber eher zu verzählen als zu erzählen was ich Dir zu erzählen habe; denn w W ir zählen den ganzen Tag, wenn wir allein oder beisammen sind, die frohen Augenblicke, die Du uns und dadurch wir Dir und uns gegeben und können uns immer nicht genug nicht aufzählen.

Zähl mich dießmal noch nicht unter die Zahl der Erzählenden und nimm vorlieb wenn ich Dir blos erzähle daß vergangenen Freitag unser Otto sein Amt als unruhiger Regim. Quartiermeister übernommen an angetreten hat .

Wenn Du uns nicht bald wieder auf so lang' es möglich ist, ganz nahe kömmst: so schreib wenigstens so lange Du uns so nahe bist, so oft Du – willst. Ich will Dir keine Antw., nicht einmal einen Brief, nichts schuldig bleiben. ADieu, mein Thieriot.

Leb wohl und kom nicht mehr mit Sonnenuntergang an!

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 30. Mai 1802, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1429


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 4 S.


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Nürnberg, 27. Mai 1802
B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Nürnberg, 28. Mai 1802
B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Nürnberg, 29. Mai 1802
A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel, Ansbach, 2. oder 3. Juni 1802
A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. In der Kutsche zwischen Ansbach und Nürnberg, 4. Juni 1802

Der Brief bildete vermutlich eine Sendung mit dem Brief vom 30. Mai 1802 von Georg Christian Otto an Thieriot und dem Brief von Emanuel an Thieriot vom 31. Mai 1802.