Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Leipzig, 17. Mai 1803, Dienstag

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Leipzig 17. Mai 1803

Mein Emanuel. Wenn ich den Kopf so voll habe, wie in den letzten Wochen - zugleich Conzert zu geben und an die Frau von Stael französisch zu schreiben:so mag ich mit einem so leeren Herzen gar nicht an Dich schreiben, fänd' ich auch die Zeit. Zwei Briefe von Dir hab ich unterdeßen einige duzendmal öfter gelesen, je später ich sie beantworte 1, den in Bamberg gewesenen (der mich ordentlich zur Reue versuchen wollte, die ich längst abgeschafft) mit seiner Nachschrift.

– Speisest Du aber auch jetzt allein, ganz allein?

– Das bät' ich mir auch aus. (nicht wie ein Fremder, ja nicht einmal wie ein Gast bewirthet zu werden nicht sowohl als mit zu bewirthen und zu wirthschaften.)

– Der teuflische Fischer! Ich hätte ihm freilich nichts Gutes von Geistigem zutrauen u. anver |2 trauen sollen. – Ich hab ihn hier wieder gesprochen, er bekannte bloß, daß er, wenn die Flasche nicht zerbrochen wäre u. ihm beinahe seine Sachen verdorben hätte (er hatte sich aber anheischig gemacht sie selbst einzupaken) ihr ohne Bedenken auf eine andre Art den Hals gebrochen haben würde, wie man ihn (ich weiß nicht wer) beschuldigt habe. Noch bekannte er, die Blumen wären gequetscht angekommen. Wie ist das? – Du hast sie ganz nach meinem Sinne ausgetheilt.

Die Taße (aus der Fabrik v. Angoulême, die der von Sèvres gleich kommt – Kannen hätt ich keine, aus Paris vorzügliche, als noch theurer, bekommen) hat mir noch mein Oncle einkaufen u aussuchen helfen. Ich wär bei 1 Haar auf eine bunte Dumme mit Blumen gerathen. Geschrieben stand, so viel ich weiß, nichts darauf als der Preiß. – Die Rechnung mußt Du doch später akzeptiren.

Ja so! 2, einen, den ich in diesem Augenblike 1verlegt habe, worin Du mir räthst, mit Grau od. Lübek nach Baireuth zu fahren – Wird wieder |3 nichts daraus.Mich hat hier mein Bruder u. meine Frau, eine geb. Amati (Geigenmacher) im Netz, u. läßt mich unter 4 Wochen an nichts denken. Einige gute u. feine Leipziger, die ich noch nicht kannte, u. Connewitz (bei der Straße nach Baireuth) wo wir zusammen wohnen, helfen mir den verunglükten Mai vergeßen. In 5 Wochen kann Antwort v. der Stael kommen – obwohl

Künftigen Posttag kann ich ausreden u auch den 3ten Brief v. 9. Mai beantworten

Heute verbleib ich Dein

Thieriot

Bei der Mahlmann u b Weisse war ich – die Tochter weiß nichts für Dich u. für den Alten.

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1u. im nächsten geht die Post ab
Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Leipzig, 17. Mai 1803, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1474


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3 S. und 3 Z.


Korrespondenz

B: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 19. und 29. April 1803
B: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 26. April 1803
B: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 9. Mai 1803

Präsentat: 30t Mai beantw.