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Bayreuth, 28t Mai 1804

Thieriot! Deinen Emanuel in 3 Sprachen oder Schriften und Deine unterthänigste Bittschriften hat Dein Emanuel richtig und zu meiner doppelten Freude empfangen.

Unterdessen ist zwar noch immer nichts an Dich, aber Manches für Dich v. Coburg eingegangen.

30ten

Nach den neuesten Nachrichten, war Richter in Erlangen und kommen Richters längstens in Julii schon hier her.

Gestern hab' ich – in der Gegend v. Ottos, aber über dem Main darüber, ein Logis für sie besehen und werd' es auch so bald ich Antw. habe miethen.

Du wohnst im Schloßgarten, so bald Du kömmst, beim Traiteur Baudenbach, angenehm, billig und bequem1.

Daß es mir viel, viel lieber wäre, wenn Du wieder bei mir seyn könntest, das weißt Du; aber ich mußte Dirs doch schreiben.

|2 "Auf Thieriot freu' ich mich unendlich" schreibt die herrliche Caroline Richter.

Im Nov., schreibt er "wird sie erst ins Kinderbett steigen".

Am 2t Mai "nur v. Thieriot wünscht' ich baldige Nachrichten" und, am 8t sagt' er:

"– Unser gut. Thieriot hält, besonders gar wenn er das ganze Nest u alle Fliegen unter Einer Klappe in Bayr. nämlich auch mich findet, wahrscheinlich um die Regimentsgeiger-Stelle an, um wenn nicht davon, doch bei uns zu leben."

Komm nur bald, Alter, wie wollen wir Dir das Gehen gewis nicht leicht machen.

In der vergangenen Woche war ich einige Tage in Hof vergnügt.

Morgen geht mein jüngerer Bruder, zu seinem Vergnügen, nach Nürnberg, Wirzburg und Bamberg und in diesem Sommer noch auf Reisen.

A. W. Schlegel – erzählt man hier – würde Hofmeister b. Fr. v. Stael.

Mein Nachbar Heinel ist, vor 4 Wochen |2 aus Paris zurückgekommen.

Vorgestern sagte er mir, auf der Straße, er hätte Dir etwas mit gebracht und, weil Du es wahrscheinlich nöthig haben würdest, so wollt' er mir s schicken.

Er schickte noch nichts.

Mein Bruder I hat sich seine Frau mit einer herrlichen Figur nach Hause gebracht; übrigens ist nichts Ungemeines an ihr.

Wenn es die Jette zugibt, daß Uhlfelder und ich, bei Dir im Gasthofe logiren dürfen – so wie ich sie gestern darum gebeten – so geh' ich Dir, in der Mitte Juni, bis Regensburg vermuthlich entgegen.

Die Goldschmidt in Berlin läßt Dich grüssen.

Wenn Du Dein Versprechen gar nicht zu erfüllen gedenkst, ist es freilich unpassend darauf zu passen; dann paß ich aber auch auf kein Versprechen, das versprech' ich Dir.

Bis dato hab' ich immer geglaubt, Liebe |4 genug zu haben, so viel man ins Haus braucht; aber meine Lieben meinen es anders: ich soll, wenn auch nicht mehr, anders lieben.

Was meinst Du, Lieber?

Von Deiner Ehrensache wünscht man mehr zu lesen.

Die Lobkowitzische waren doch wohl papierne 100 f?

Dennoch war Deine Ehrfurcht theuer beantwortet.

31ten Mai.

Nach genauer Untersuchung Deiner hiesigen Wäsche, fand sich nichts daran auszubessern.

Wenn Du hier bist, kannst Du einen armen Liebhaber dazu suchen, vielleicht ist einer aufzufinden.

Ich will Dir Einen – wünschen.

Vielleicht kannst Du schon Einen in Wien brauchen; denn Deine Wienerinin werden Dir eher das Beste als das Schlechteste stehlen.Laß Dir nur Dein gutes Herz nicht von einem schlechten stehlen!

Schreib und komm bald!

Emanuel

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1Heute, am 2t JuniNachtrag, wahrscheinlich am Absendetag., haben Uhlfelders u ich, in Deinem Hause gefrühstückt u die göttliche Aussicht aus Deinen Fenstern genoßen.
Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 28. Mai bis 2. Juni 1804, Montag bis Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1542


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 4 S.


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Wien, 5. Mai 1804
B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Wien, 16. Mai 1804
A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Wien, 9. Juni 1804

Zur Datierung: Vgl. die am 2. Juni hinzugefügte Anmerkung Emanuels.