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Offenbach 29. Mai Jan.
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Wenn es so göttlich Frühling ist zugleich draußen und innen, wie heute: dann weiß ich nie warum ich nicht den Augenblik ein en Bogen Blatt Papier nehme und darauf schreibe was Gott will, wenn ich es nur nachher nach Baireuth richtig adreßire An Emanuel oder an Hrn. Legazionsrath J. P. F. Richter – denn bis jetzt weiß ich noch nicht an wen.

Jetzt – keine Sekunde früher – fiel mir erst ein, daß ich ja schon einen fertigen Brief-Anfang liegen

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habe. –

Zum erstenmal in meinem Leben fühl' ich jetzt die Leiden eines Wirthes in spe.Zwei Glüksbesuche drohen mir. In 3 Wochen will mein Bruder mit seiner Frau kommen, in 9 (oder so) gar mein lediger Vater ; und ich weiß noch nicht viel, was ich ihnen vorsetzen soll oder vorstellen außer mir und meiner Noth.Für Hrn. Emanuel, ja im Nothfall für Hrn. Jean Paul wüßt' ich paßabel geistvolle Unterhaltung an in meiner Hofmann – Für den Gemahl meiner Schwägerin und für seine Frau bin ich schon besorgter.

Ich bin aber auch gar zu saum |3 selig, mich überallein / auszuführen – nach Fft kam ich heuer noch gar nicht selber nicht auf beiliegenden Maskenball , und ich sperre mich überhaupt den Tag über ein, und mache nicht auf Klopfer sondern nur auf Rufe auf.Geschrieben um 2 Uhr nach Tisch. –

Stell Dir vor, Emanuel! – denn ich merke doch, daß ich nachläßiger d. h. beßer an Dich schreibe als an ei n d en andern mir das Maul verpappenden Papa, sowie ich genirter vor Dir vielleicht handle – Stell Dir vor, was ich neulich bekam.

Einen Brief von Richter

Denk! er schreibt mir darin
.

Ich bleibe dabei und bei meinem Eide darauf, daß keineBriefe / solche Briefseelen mehr in der Welt geschrieben werden wie diese, und es ist |4 eine Sünde, die Dir die die Welt u. die Post u. Dein Schränklein vergeben mögen, daß Du in Baireuth wohnen bleibest wenn Richter dahin zieht der dann seine Haupt-Briefbank einbüßt. Du wirst mir den Billeten- u Wortwechsel einwerfen, aber jener scheint es ist nie so lang und dieser nie so stark, daß ich was davon hätte, als den bekannten Teufel. Kurz ich bitte Dich und küße Dich daß Du ihn küßend und sprechend antreibst, mir öfter zu schreiben – u. sag ihm wieder, was ich Dir sage: ich venerier ihn und idolo-latrir' ihn (denn sonst heißt latrare bellen) wie seinen Spaß und seine Caroline und sein Leben und seine Kinder.

Grüße von mir Ottos , Uhlfelder, Ella, David, Brauns, Israel, Caroline, Caroline, Caroline , Richters, Voigtin, Spitz, sonst keinen Hund und keinen Engel.

Thieriot

Ottilie ?

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 29. und 30. Januar 1805, Dienstag und Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1573


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Textgrundlage

H: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 4 S.

Überlieferung

h: BJK, Berlin V, 138
Briefkopierbuch der Briefe Thieriots an Emanuel, H. 1, S. [59]–[60] (unvollständig).


Korrespondenz

A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 3. bis 6. Februar 1805
A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 13. und 17. Februar 1805

Präsentat: Am 3–6 Febr. beantw.