|1

Mein guter Thieriot! Deine zwei Briefe in Einer Tasche machten mir Freude.

Diese würd' ich Dir lange mitgetheilt haben, hätt' ich so viel rechte gute Stimmung als rechten guten Willen dazu gehabt.

Es gab unterdessen so Manches in meiner persönlichen Welt, das mich mit der größern außer mir (oder ihr) nicht beständig zufrieden seyn lies.

Jetzt bin ich wieder vernünftiger, lese den Epictet und lache mich, meine und die ganze Welt aus.

Für diesen Sommer bin ich wieder Geschäftmann geworden und kann, darf und mag an keine Reise zum Vergnügen eher denken, als erst im Herbst.

Du sollst mich dann mit Main-Trauben traktiren.

Eine Stunde von Hof hab' ich ein Rittergut, für ohngefehr 73000f rh. gekauft.

Das verkauf' ich in kleinen Stückchen um eine größere Summe wieder.

Warum schweigst Du? Kommst Du?

|2 "Wo wird nun wohl Thieriot seine Schritte hinlenken p p?"

So fragte mich heute schriftlich die gute Jette.

Ich wußte nicht, was diese Frage sagen, noch weniger, was ich antworten sollte.

Um 10 Uhr kam das Fräulein von Schukman, blieb ¼ Stunde und erklärte mir die Frage.

Warum schweigst Du, Thieriot?

Warum schweigst Du – mir?

Lies beiliegenden Billetenwechsel und gieb mir ihn wieder.

Nächstens schreib' und antwort' ich Dir.

Jetzt muß ich zu Uhlfelders Thee.

Warum schweigst Du, mein Thieriot?

Emanuel