Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 24. bis 26. April 1805, Mittwoch bis Freitag

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Bayreuth, 24 Apr. 1805.

Mein alter Thieriot! Nimm Dank und auch die Versicherung meiner Hochachtung, für Deine Liebe, also für Dich selbst!

Denn was weniger wärest Du selbst ohne Deine Liebe mir?

Die Schukmann hat mir vieles, sehr viel Gutes von Deiner Urnaiven gesagt und geschrieben; aber auch viel Eigenes.

Sie war ist mit mir nach 8 Jahren wenigstens wieder eben so zufrieden wie sies vor diesen war und schrieb mir ihre Zufriedenheit in einem Billet, mit dem ich sehr zufrieden war und bin.

Es soll kein Mensch lesen, was sie mir schreibt, will sie.

25ten

Gestern war sie wieder bei mir.

Sie ist nicht glücklich hier und hiernieden; schon allein Grund genug, daß ich ihr eine ruhige Stunde auf meinem Zimmer gönne; aber sie verdient sie auch durch ihre Vorzüge.

Ich wollte, daß sie noch iung und |2 schön wäre, damit sie Dich – was sie wollte – öfter bei sich hätte sehen können.

Noch ist mein Sommer-Leben-Reise-Aufenthalt unbestimmt.

Man macht mir mein Geschäft noch zweifelhaft und dadurch auch meinen Lebensplan.

Ja wohl starb er mir, der Mann Bernard, denn er starb Dir.

Du hättest ihn noch länger haben sollen; ich hätte ihn noch länger – wenn gleich nicht zu lange – für Dich brauchen können.

Mir ists, als wäre Dein dritter Vater gestorben; der zweite verzärtelte Dich ohnedies gar zu gerne, wenn er Dich nicht recht lieb hätte.

26ten

Richters haben ein sehr schlechtes Logis, vor der Stadt , am Wege nach der Eremitage gemiethet.

Demohngeachtet schreibt die Fr. v. Kalb , in einer Antwort an Richter: "Emanuel wird seinen liebsten Freunden nachziehen."

Und die Fr. v. Lochner will, in einer |3 Antwort an Richter wissen, wo d. h. nach welcher Stadt Richters zu ziehen?

Daraus wirst Du so gut wie ich deutlich ersehen, daß Richter jetzt einsiehet, was ich schon eingesehen habe, ehe er gekommen ist, daß die Bayreuther keine Leute für ihn sind.

Weder mit mir noch mit Otton sprach Richter noch davon; aber das ist so seine Art: hat er einen Wohnort dann sagt ers und zieht zugleich.

Auch eine Stelle in einem / r Brief / Antw. an die Richter, v. der Spazier , sagt es deutlich, daß die Richter es der Schwester geschrieben, daß sie wahrscheinlich nicht lange mehr hier bleiben werden.

Daß Jacobi nach München kommt, das weißt Du gewiß ; ich glaube, daß Richter auch dahin ziehen will.

München wäre aber ein theurer Platz und nach meinem Gefühl gar nicht für Richter, auch nicht für die Caroline.

Richter wird Dir nächstens schreiben , |4 vielleicht sagt er Dir etwas von seinem Plan .

Schreibe Du nichts an mich eher davon, als bis es schicklich ist, da Richters alles lesen sollen, was Du mir sagst.

Ich entbehre die edle Familie nicht ohne großen Schmerz; aber ich darf nicht an mich denken.

Es schien mir nicht, als freute sich Otto oder Richter über mein neues Geschäftsleben .

In 8 Tagen kann ich Dir bestimmt sagen, ob und wann ich reise.

Möchtest Du doch wieder eine gute Stelle, die Dich wider das Reisen in Schutz nähme, bekommen!

Überhaupt bin ich jetzt viel besorgt um Dich.Der Herr, auf den Du Dich verlassen wirst, wird Dich nicht verlassen.

Ich sehne mich nach Deiner Brust, mein Thieriot, und ich umarme Dich in diesem Augenblick, wie ich Dich nie liebevoller umarmte. Alles ge k gr üßte grüßt Dich.

Dein Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 24. bis 26. April 1805, Mittwoch bis Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1590


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 4 S.

Überlieferung

D: Abend-Zeitung, Nr. 13, 16. Januar 1843, Sp. 100 (unvollständig).


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach und Frankfurt am Main, 4. bis 11. April 1805
B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 20. April 1805
A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 20. bis 30. April 1805