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Offenb. Am längsten Tage
1805

wird man doch Zeit haben an Dich zu schreiben und zu sprechen, ewiger Zeitlicher, im Junius geborner, und Du magst verschweigen was Du willst, so feir' ich heute (d. 21. Abends) Deinen ersten Tag .

|3 Gebrauchszettel

Ende Juni 1805

Weil die Blumenzeit fast schon vorüber ist., so habe ich daran gedacht; Euch Blumenvasen zu schiken, deren hier sehr formfeine fabrikirt werden – die Blumen hinein mußt ich den Baireuther Fabriken überlaßen – Sie sind an Dich ab, und ich wollte, daß Du die Kinder, oder die Blumen, Ella und David, die Feldkinder, die Blumen liefern ließest, und zwar um die Offenbacher Sach zu heben, vielleicht wirkliche Feld und Wiesenblumen.

oder lieber was jeder liebt
die dann Du, in ihre Urnen vertheilt, den zusammengeladenen Abendwirthen in Deinen 4 Zimmern incl. des Cabinets (Dir selbst im Wohnzimmer) vertheiltest – wenn Du verblümt wärest, so könntest Du hinzusetzen, es solle ihre für verschiedne Blumen der Freude gleich empfängliche Herzen andeuten. Ja es vielleicht ließe sich viellei wenn Du es wirklich anstelltest, noch manches feinere anstellen. So stell ich es Dir anheim. Es sind 4 Vasen und darin 4 Papierabbißlein mit den Anfangslettern E , U , AO , CR .

d. 16 Juli

So kopir' ich heute von einem verdorbenen AnfangsBlatt.

Willkommen im Juli und immer, Emanuel.Noch besonders willkommen, wenn Du einmal Ich will kommen sagen willst. Die Hofmann – eben sie sollst Du sehen, noch immer das lichteste Wesen, das ich zuweilen erkenne – hatte eine Ahnung, Du kämest im Kirschenmond. – Sprich, glaubst Du noch im Herbst kommen zu können, bei der Regensburger Reise.

Grüße mir die oft gefühlte Jette und sage der Guten, daß ich Dich ihr gönne, auch wenn sie Dich mir verzögert.

|2 Ich kann Sie heute nur grüßen, lieber lieber Uhlfelder, deßen Briefblatt neben mir auf meinem Stehpult ich schon zum unzähligsten Mal lese – denn indem ich eine Seite der klaren Schrift / Handnur anblike, lese ich sie in Einem fort aus und meine Zigeunerkunst wird mir ganz leicht gemacht – aber ich schreibe Ihnen [...] beinahe dazu.

Zu den Urnen war beikopirter Zettel od. ungehörig, der wohl zeigt, wie viel ich in der Sache Gott zu danken habe ist , und dem dankt ja Ihr auch wohl.

Ich habe Lust mich noch recht lange der unschuldigen Offenbarung, ja Offenbachung (so wollt ich mich verschreiben) des 26ten zu verfreuen, und darum nicht lange mehr zu verschreiben. Nur das: daß ich über Deine Worte:

"Wie kamst Du zu dem 26ten Jun. 1805? Sag mirs." noch Nachmittags auf dem Wege nach Frankfurt mich fast zersann, bis ich mich besann, daß ich in der Fleischmannischen Fabriken außer den Namenbuchstaben auch zur Vorsorge das Datum des Tags beigefügt hatte.

– Nein, nein, ich besinne mich noch beßer, ich setzt es zwar aus Vorsorge hin, aber es gefiel mir gleich indem ich es that in Eure, Deine Seele; und so weil es gut war, vergaß ichs auch bald wieder.

|4 Mit Deinem Wegschenken meiner Relikten beschenkst Du mich über Werth.Selbst von meinem Papier erlaub ich Dir unter die 6 Männer u. Weiber und unter die 5 Kinder – einen halben Bogen zu vertheilen, jedoch muß ich nach reiferem Ueberlegen Richter hievon ausschließen. Die Chemisettchen hergegen seyen ihm gegönnt.

– Ich bin fleißig in meinen Sachen, aber nicht immer mächtig. Ich schätze mein MußeGlük, aber wünsche mir zuweilen eine Störung um es zu genießen.Die Großfürstin, Erbprinzeßin in Weimar sucht einen Geiger – soll ich hin? – Zu Ende dieses Monats erwart' ich hier Aufkündigung od. doch neue Bedingungen. Es ist wirklich [...] wenig zu thun.

Emanuel, ich werde sehr bescheiden, aber ich denke, fester.
Fest halt' ich Dich.

Thieriot.

Grüße mir Deinen Israel, Deine Eva Bachof und die beste Voigt. J'aime la Musique hängt nicht mehr an aber liegt als Uhraufzieher vor mir, auf dem leeren StreuSandfaß.

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 21. Juni bis 16. Juli 1805, Freitag bis Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1598


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Textgrundlage

H: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 4 S.


Korrespondenz

B: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 7. Juli 1805
A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 21. bis 24. Juli 1805

Der Gebrauchszettel steht auf S. 3. Thieriots Brief vom 16. Juli, der auf S. 1 beginnt, überspringt die dritte Seite und endet auf S. 4.