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Bayreuth, 21ten Jul. 5.

Daß Du nur noch gesund und noch über dies beim Leben und in ihm bist, mein Thieriot, das thut mir wohl!

Ich lebe selbst noch einmal so gerne, wenn Du mit lebest und bin so, als fehlte mir Etwas, wenn mir gute Nachrichten von Dir fehlen.

Wider meine Gewohnheit liegt Dein schöner heute angekommener Brief nicht vor mir, sondern bei Richter, (und da ich ihn nur schnell durch gelaufen habe, um ihn – weil er schon so oft nach Briefen von Dir fragte – dem R. geschwind zu schicken: so wirst Du eine unvoll kommene ständige Antwort gefertiget bekommen.

Doch die Hauptantwort soll Dir gleich werden.

Geh mit Deiner reinen Geige nach Weimar so geschwind und so bald es angehet ; nimm Deinen Kopf, Dein |2 Herz, Deinen Geist, kurz A a lles was rein, gut und edel in Dir ist mit dahin und laß nichts in Offenbach zurück, als das gute Andenken, daß Du ein mal da gewesen d. h. Dein Wesen da getrieben habest.

Solltest Du noch einige Stücke Linges besitzen, außer denen, die Dich während Deiner Abreise besitzen, die können eine Ausnahme machen, ich meine, die kannst Du mit nehmen, wenn sie gerade auch nicht alle Deine – oben (v)erlangten Eigenschaften hätten.

Aus welchem Grunde fragst Du nur einen Augenblick in Dir an, ob Du nach Weimar gehen sollst, da Bernard die Gewißheit Deines offenbacher Aufenthalts mit ins Grab genommen hat ?

Die Bedingniße, unter denen Du nach W. gehest, müssen und werden gewiß wenigstens eben so vortheilhaft für Dich seyn, als Deine offenbacher.

|3 Wird die Hofmann der Schukmann nicht schreiben?

Wäre jene auch zum Sch r w ei b g en berechtiget, die Sehnsucht dieser nach Nachricht von ihr, gefällt mir sehr und der Eigensinn der Hofmann sollte – wenn er nicht moralische Kraft ist – sein Ziel erreicht haben.

Die Schukmann glaubt sich kränklich.

Endlich kann ich Dir Richters Gedicht schicken.

Auch leg' ich Dir – zum Wiederzurückschickenstatistische Bemerkungen bei, die ein Unterhändler in München einem Preußen geschickt hat, welcher sich in Baiern anzukaufen Lust hatte .

Der Abschreiber derselben wird sich über Deinen Brief an ihn noch mehr freuen, als sein Sohn David über seine Kamaschen .

Caroline Richter hat die 3 Hemdlein schon.

Die Jette grüßt Dich. Sie |4 leidet noch immer an ihrem Verlust.

Am 23ten heute ist ihr Geburtstag, heute will ich auch bei Dir seyn.

In neuen Westen, von Bruder in Hamburg bekommen, feyern wir, U u E diesen Tag; Du kannst dieses Feyer noch feyern.

Richters ziehen heute aus.

Sie haben ihre Kinder heute vertheilt; neben mir spielt, die bei mir, wie bei ihrem Vater gute Emma; der Max ist bei Uhlfelders und die Odilia bei der Amöne.

Am 24t

Den Gestern beschloß ich vergnügt, mit einem Abendessen in Gesellschaft v. Amöne, Otto u Uhlf., der Dich grüßet, auf der Eremitage.

Da ich an meinen Geburtstag selbst noch eine Weile zu denken haben werde: so schlag Du Dir ihn aus dem Kopf, ich bitte Dich.

In der nächsten Woche hoff' ich nun mit der größten Wahrscheinlichkeit auf mein Rittersitz zu gehen zu können.

Du sollst es schon durch einige Zeilen erfahren, wenn ich dort sitze.Es wird dann auf glückliches Wetter und geschwinde Geschäfte ankommen, ob ich dieses Jahr noch in Regensburg, Dresden u Offenbach ankommen kann, wohin ich gerne möchte. Nach Offenbach besonders, denn dort bist Du, mein Thieriot!

Emanuel

Laß den Brief an d. d'André gleich besorgen.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 21. bis 24. Juli 1805, Sonntag bis Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1600


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 4 S.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 3 S. und 3 Z.


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 21. Juni bis 16. Juli 1805
A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 28. Juli bis 2. August 1805
A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 1. und 3. August 1805

Mit einem Brief an den Offenbacher Komponisten und Piansiten Johann Anton André.