Von Emanuel und Israel Samelson an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 20. Oktober 1805, Sonntag

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Bayreuth, 20ten Oct. 1805.

Thieriot! Über Leipzig hab' ich noch nichts zu lachen, auch noch nichts zu lesen bekommen.

Dennoch will ich heute Dir schicken:

1) Einen Brief v. Richter ,

2) Einen an denselbsten v. Kanne ,

3) Deinen v. Manteufel , und

4) einige Zeilen von mir und

5) Mein Versprechen Dir bald zu schreiben.

Es ist heute gar zu schön und ich habe schon Einiges geschrieben; Du kannst also heute mit den guten Beilagen zufrieden seyn.

Willst Du mich mit einem Weinachtsgeschenk überraschen; so schick mir eine treue Abschrift und – wo es nöthig eine Ubersetzungen von Manteufels Brief .

Ich wünsche Dir Glück und Segen zu Deinem Pathchen – aber noch mehr zu Deinem Gevattern.

Hätt' ich das Herz, das Recht und Zeit gehabt, ich würde Dich mit der Abschrift des Briefes nicht mehr zu belästigen brauchen, so lästig mir die fürchterlich kleine Schrift ist.

Dieser Mensch nimmt Dich – wie ich will |2 daß Du genommen werdest.

Mich und mein Brieflein nimmt er viel zu gut.

Ich hoffe, daß Du seinen Gruß an mich nicht schuldig geblieben bist.

Kann ich es machen: so sterb' ich erst nach dem Sehen Deines Gevatter Manteufels.

Auch Deine christliche Judenbraut hoff' ich vorher noch zu sehen.

Wenn Du es aber so gut mit ihr, als mir und Dir meinest: so rathe ihr noch zur rechten Zeit, daß sie sich noch zur rechten zurück ziehet – denn ich bin zu sehr und werd' es immer noch mehr verwöhnt und verlange schon so viel, daß ich leider! nichts mehr — verlange.

Erst kürzlich schrieb ich Deiner Sch Ta nte in Regensburgsie grüßt Dich oft – "er beschrieb mir" – anstatt er erzählte mir und das fällt keinem Menschen auf; ist das nicht dasselbe, was Du mir von meiner Schwester in Phrasen sagst?

Was sagst Du aber dazu: z. B. "Kein Mensch liebt den Krieg und Kein-Mensch hat Recht."?

Oder besser: Kein Mensch ziehet sich gerne Unannehmlichkeiten zu und Kein-Mensch hat Recht.?

|3 Deine zwei Väter streiten oft über Deiner 3 Geschwister Erziehung mit einander und selten mit gutem Erfolg für den Kinderlosen.

Im Ernst, unser Richter giebt gerne Recht aber gar nicht gerne nach und bei nahe so machts auch Eur Emanuel – wenn er – was doch bisweilen der Fall ist – das Recht hat.

Deine WohnStraße kann ich mir noch ein wenig denken.

Vergangnen Montag ist mein guter Hamburger gesund nach Hause gekommen.

Dein Bruder will – so sagte er meinem – in Monaten keinen Brief v. seinem aus Offenbach bekommen haben.

Uhlfelder grüßt Dich und sagt, Du möchtest doch dem Wunsch Deines Gevattern nachkommen und lange und geschichtliche und so deutliche Briefe schreiben – daß er Alles in ihnen lesen und verstehen könnte

Schreib mir wie und was Du willst, mein Thieriot, nur schreib bald, oft und Deinem

Emanuel

|4| Lieber Thieriot! Von hier aus grüß ich Sie schon beinahe 8 Tage, und weil ich es hier kann: so will ich's auch mit eigner Hand thun.

Vergangnen Montag kam ich wieder zu den lieben Meinigen, die ich recht wohl draf u freute mich recht sehr Nachricht zu finden daß Sie es auch sind.

Ihr Bruder dem ich in Leipzig sprach der sich auch mit den Seinigen recht wohl befindet, klagte mir, daß Sie ihm schon lange nicht geschrieben. Machen Sie dieser Klage ein Ende wenn es noch nicht geschehen und denken Sie zu weillen an Ihrem Israel

Zitierhinweis

Von Emanuel und Israel Samelson an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 20. Oktober 1805, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1620


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8, 4 S. 3 S. von Emanuel, S. 4 von Israel Samelson.

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 S. 8°, auf S. 4 des Briefes von Thieriot an Emanuel vom 10. Oktober 1805 (nur Emanuels Teil).


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 10. Oktober 1805