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Bayreuth 16ten Febr. 1806

Mein Thieriot! Deine und meine Eva ist nicht nur Eine, sondern eine Einzige.

Hätt' ich Dich nicht schon lange entschuldiget – ich wüßte mich nun immer mehr lange nicht zu entschuldigen.

Der Himmel [...] zeige einem keinen Eden mit einer solchen Eva, wenn er einem nicht beides geben kann, oder keine Eva, wenn sie nicht gleich die Gärtnerin eines Edens werden und seyn und bleiben kann!

Ich würde Dich gerne noch mehr lieben, seit dem ich dies Mädchen genauer kenne, wenn ich Dich nicht schon ohne dies so sehr liebte, als ein Wesen – das keinen Biß in eine Frucht des Lebens gethan, sein Nebenwesen lieben kann.

So viel ich mich zu kennen das Ver- und das Misvergnügen habe, dächt' ich schon, Deine unsre Eva wäre für mich keine der sichersten und räthlichsten Nachbarinnen am Baume des Wissens – und Du, der Du morgen erst 13 Jahre jünger wirst, als ich heute schon aelter bin – von |2 Monaten und Tagen will ich gar nicht reden – Du prächtiger Jüngling gehst so ruhig in Aschaffenburg herum!

Gott segne Dich, für Deine Macht mit mächtiger und reiner Liebe.

Heute erwart' ich meine Kaffeemaschine aus Eva's Händen und morgen, ja morgen wird sie eingeweihet.

Alles hab' ich von ihr durch Deine Hände , theils mit von ihnen, bekommen und alles freut mich.

Es soll nichts verloren gehn , selbst der Brief an unsern, in seiner Art und Weise, sehr ordentlichen Richter mit nicht, denn ich bewahre ihn lange.

Die Bloskopie traf mich auf meinem Gute, wo mirs 8 Tage gut ging.

Dies ist auch die Ursache meines Schweigens.

Aber heute möcht' ich so gar persönlich zu Dir reisen, nicht nur schriftlich, um Dich morgen zu haben und zu überraschen.

Es scheint mir als verlernest Du – indem sie es an Dir und an Dich lernet – |3 ordentlich das Briefschreiben, durch den Empfang der Eva's Briefe und als schrieb sie eben so wohl an als für Dich.

Bleibst Du denn noch lange in Schaffenburg, oder – ich frage nicht mehr so leicht – gehst Du wieder hinunterwärts?

Ich gehe so bald nur ein günstiger Frühling es erlaubt auf mein Gut, auf die Arbeit und wenn alles mir günstig ist: so gehe ich im Sommer zu Dir; mit Dir nach Offenbach und wenn Du willst weiter oder – Du zu mir.

Der Mensch denkt's, Gott lenkt's!

Auf Deine Beilagen giebt es nichts zu antworten und will ich auf Eva's Briefe ein Wort antworten: so ruft Alles in mich hinein und aus mir heraus: vergreif Dich nicht!

Richter selbst lobt immer mehr, je mehr er zu lesen bekommt.

Weder unter seinen noch meinen Weibern habe ich Eva's Humor, Witz pp gefunden und er auch nicht.

|4 Sie ist es, so mußte sie seyn, die Dir die Hand und Dich am Band führen kann und nicht ohne Sorge kann man, am wenigsten ich, an Hand und Band – an Euch beide denken.

Was mich aber am meisten zu dem Mädchen hinführt und womit es mich am weitesten verführt, ist – daß ich es für edel, rein und gut erhalten halte.

Und doch mußt Du Dich erhalten u bist Du Dir – was ich mir nicht bin – klug genug.

Richters sind wohl mit ihren Kindern ; Ottos' sind es ohne Kinder.

Jette läßt Dich grüssen und will recht viel von Dir wissen.

Uhlfelder ist wohl mit den Seinigen und dankt Dir und grüßt Dich.

Möchtest Du es und daran haben so lange Du seyn wirst an dem, was ich Dir morgen wünschen werde, mein Thieriot

Dein Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 16. Februar 1806, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1650


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 4 S.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl., 4 S.

D: Abend-Zeitung, Nr. 29, 3. Februar 1843, Sp. 229 (unvollständig)