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Offenbach An dem längsten
1806

Daß mir Eßen Trinken Schlafen und Wachen u Leben schmekt, mein geliebter Emanuel, das lies. Deinen Brief , Deinen, hab ich erhalten und die Hofmann hat ihn ganz lesen dürfen. – Leidenschaftlich lieb ich den Dikt.

22ten früh: "Heraus!"

Guten Tag – den mir die H. heut Nachmitternacht beim Weggehen vom Zumachen des , herunter gab – sollst Du haben. Sie hat wirklich wie sie es wollte, die kürzeste Nacht ganz durchwacht, den Tag heran, u. doch noch am Tage.

– Sie hat mirs beschrieben. Sie fing nach einem Steigerungsplan großer Komposition ihre Wachtsymphonie gleichgültig mit Nägelbeschneiden an u hat sich "ordentlich in Acht |2 genommen, daß sie nichts gedacht hat; erst indem sie in Gedanken vom Tische Kirschen aß, kam ihr ein Gedank. Sie hat etwas weniges schriftlich hinterlaßen. – Halt! Der Brief von ihr – wenn Du noch weißt oder hast – der mit dem herrlichen Geschöpf über den Hof her endigt – endigt mit einem Spaß (Hast Du s nicht vermuthet) u. der nächste sollte anfangen: Es ist ein Gikel. Das heist Mainzisch ein Hahn.

"Aber es spukt doch im Haus. In der Küch pp Aber es ist närrisch in der Nacht. Ich glaube wenn ein Geist gekommen wäre ich hätt ordentlich mit ihm discurirt. Ich wär im Stand gewesen ihm zu sagen, Nehmen Sie Platz. So war ich gestimmt, so couraschös."

|3 Die Sonne scheint ihr gar nicht so gut mehr, und das Stük Wiese nach Frankfurt (das rein zu sehen war) nicht mehr so grün, seit sie den grünblau goldnen Morgen sah. (Es wird sonst in dem ersten Stok ein wenig spät Tag.

Hingegen der Dikt steht droben um 5, 4 auf und kommt herunter mich zu weken, geigt u geht um 6 auf sein Contor, von wo und vom Tisch außer Haus er oft Abends um 9 ½ erst sichtbar und unsichtbar wird) Vom Dikt müßt ich Dir überhaupt mehr erzählen. Nun Du mußt ihn sehen: ich kann nur wünschen daß er unterdeß vor Ehr- u. Wetteifer in allen Dingen unter den Mismenschen dort nicht zu Grund geht und sich ins Liegen sitzt und geseßen wird. Denn das ist leicht, sobald es nur einem |4 schon gemachten Buchhaltersunterleib einfiele länger sitzen zu wollen am Pult als er.

Sie wiße keinen Schreiber der nach dem Lesen so vor ihr stünde, sagte die Leserin Deines letzten .

Hast Du meinen v. Aschaffenbg?

Sah Jette Hebel ? Hat Dich Richter, der gute prächtige seelenherzgute Richter überrascht? Ich weiß nicht was ich in der Eil schreibe – ich denk aber es ist auch nicht nöthig. Leb einmal wohl, und dann auch Uhlfelder, Israel, Caroline, Ottos und die herrliche Voigt.

Th.

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 21. und 22. Juni 1806, Sonnabend und Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1669


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Textgrundlage

H: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 4 S.


Korrespondenz

B: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Döhlau, 5. bis 8. Juni 1806
A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 9. und 10. Juli 1806

Über dem Brief Beantwortungsvermerk von Emanuels Hand: 10. Julii beantw.