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Offenbach 1. Juli 6

Emanuel. Lauter festliche Tage drängen sich hier aneinander.

15 Juli Morgen

Mein Emanuel. Frisch und frank will ich Dich lieben und Dir schreiben und heute anfangen.

Dein Brief war wieder sehr gut.

Ich sollt' es Euch (Ich gebe Dir ihr Ihr) sagen, sie hätte sich etwas aus dem Briefe herausgeschrieben, sagte mir ihn wieder in die Hände drückend Eva.

Wenn man sie täglich sieht u hört – wie jetzt mit ihrer Babbel , ihrer treu angehangnen Kindswärterin aus Mainz; die eben hier ist, ihr Evamal zu besuchen – so sollte man |2 nicht glauben, daß die Reinheit und der Friede dieser Gottescreatur je und durch irgend etwas könnte getrübt werden.

Jedwede Lage und Conjunktur Stellung des Lebens hat ihre jedwede eigne Ansicht und Maaß, was oft der erste Augenblik eingiebt – und man kann als Richtmaaß der Bewegung daran ohne Schaden nicht die allerbeste Idee von anderswo an sie anlegen, denn die allerbeste Idee ist selber wieder die allereigenst ausgedrükte, eingeborenste: (keine wahre Idee mag Vorschrift der andern seyn und alle Ausbilder noch haben bitterlich ungerne Vorbilder werden müßen) – z. B. wenn mir der Satz einfiele: Man soll einem solchem Weibe lieber gar nichts seyn, wenn man ihm nicht alles seyn kann.

|3 So wäre das ein guter Einfall auf seinem eignen Gebiete Jede Stelle des Lebens ist gefährlich, sobald man die einzige Gefahr, unruhiger entseelter, unruhige Betrachtung, dazu bringt. Nur von der Stelle des Erwachens (der Entseelung des vorigen Zustands) kann man nicht schnell genug auf und hinwegspringen – bis dahin kann man ruhigschlafen / wachenschlafen / wachen sehen.

Und nun auch davon weiter keine Anwendung.

Der 7te , 24. Juni / meines Bruders Tag, der 2 9 7 te , der 29te (den die Hofmann zu meinem Namenstag ernannt hat) der – und so zurück der 1te Julius, der 29te (den die Hofmann zu meinem Namenstag ernannt hat) der 27te, der 24te der 7te Juni waren Feste – aber was soll der 4te [...] seyn, das |4 Vorvorvorgestern in Deinem vorigen Brief. –

Komm! Emanuel.

"Ich will nichts" schrie er heute in die Thür hinein – Nun so biß mir tausendmal willkommen – Aber heute schon kam er: Brot, Brot! (Eva vom Dikt)

Zum 25ten wird zum erstenmal in das dießeitige Rheingau über [...] / gemain- u. rheinfahrtet während Du in Döhlau thätig und nöthig den Herbst Dir reinigst .

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 1. und 15. Juli 1806, Dienstag und Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1670


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Textgrundlage

H: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 3⅔ S.

Überlieferung

h: BJK, Berlin V, 138
Briefkopierbuch der Briefe Thieriots an Emanuel, H. 2, S. [16]–[17] (unvollständig).


Korrespondenz

B: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Döhlau, 5. bis 8. Juni 1806, Donnerstag bis Sonntag
A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 14. August 1806, Donnerstag

Über dem Brief Beantwortungsvermerk von Emanuels Hand: 14 Aug beantw.