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am 10 Nov. 6

Guten Morgen, mein Thieriot! Dein Brief an Deinen und meinen Richter und in ihm Dein Kuß an Deinen und seinen Emanuel hätte an keinem schicklichern Tag abgeschickt werden können und an keinem bessern ankommen, als er's; denn gerade an diesem Gestern feyerten Richters die Ankunft Maxens u Odiliens in dieser Welt , die für mich eben gestern, durch die Eltern- und Freundes-Freude, recht schön war.

Auch die Kinder waren froh und Du hättest bei uns seyn sollen. Mit Deinen Worten in der Hand und mit Deinem Kuß – unter mehreren eignen – auf den Lippen bewillkommte mich der Vater im Kreise der guten Seinigen, einer himmlischen Frau von Köhler – deren Bekanntschaft ich ihrer Seelenschwester Carolinen

wahrer Irrtum; ich war der Mann
gewiß stets verdanke – und Amoenen.

Von Dir sprach ich und Caroline mit der Koehler. Ich |2 wollte – weil ich sollte – Dich ihr malen; aber ich sagte ich konnte nicht erstens weil das Original noch nicht fertig wäre und zweitens, weil Du – wie ein Kind – nicht stille sitzest. Nicht wahr, ich habe Dich nicht getroffen? Oder? Von Krieg sprachen wir gestern in unsrer Wonne nicht – das war stille Seelenübereinkunft –; aber ich führte einen mit Richter über Erziehung und wie ich glaube ein treues Bild des der wirklichen in dem Ausgang dessen: Die Macht und Gewalt des Stärkern siegte und die gerechte des schwächern unterlag .Als ich ging bat ich meinen Besieger – mit dem ich im ewigen Frieden streite – der Fr. v. Köhler einen Kontour von Dir zu liefern, das er auch gethan haben wird.

Wärest Du selbst zu gegen gewesen und hättest ihm gesessen, er würde ihn gewiß ausgefüllt und einen Schattenriß geliefert haben. Er will Dir schreiben , der göttliche Maler und zwar in meiner Abwesenheit – denn ich gehe morgen auf 6 Tage nach Döhlau – da soll ich – wie Du's siehest "ein Billet einschlagen – das er nicht lesen

außer nach der (erfolgten) Aufhebung des Zensurediktes
will – damit das Porto nicht zu hoch käme." Grüße mir die Eva, mein neuer und alter Adam.

Emanuel

Meinen jüngsten Brief hast Du doch bekommen?
Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 10. November 1806, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1742


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Bl. 8° quer, 2 S. Auf S. 1 und 2 jeweils eine Bemerkung von Jean Pauls Hand, auf S. 2 durch Jean Paul geänderte Wortfolge.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Bl., 1¾ S. In der Abschrift sind in dem Satz, der von Wilhelmine von Kehler handelt, die Worte "himmlischen", "gewiß stets" und "Amöne" gestrichen, vermutlich von Amöne Ottos Hand. Die Anmerkungen Jean Pauls "ein wahrer Irrtum; ich war der Mann" und "außer nach der (erfolgten) Aufhebung des Zensurediktes" sind nicht kopiert worden.

D: Abend-Zeitung, Nr. 31, 6. Februar 1843, Sp. 244–245 (unvollständig; als Teil von Emanuels Brief vom 15. bis 17. Oktober 1806 abgedruckt).

D: Persönlichkeit, S. 95, Nr. 163.


Korrespondenz

A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 17. bis 19. November 1806, Montag bis Mittwoch

Der Brief wurde als Beilage mit Jean Pauls Brief an Paul Emile Thieriot vom 13. und 14. November 1806 versandt.