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Bayreuth, 10ten Dec. 1806.

Mein geliebter Sohn Thieriot!

Gestern Morgens saß ich beim Lichte an meinem Schreibpult und schrieb meinen Morgensegen an unsern Richter .

In den heiligsten Gefühlen und in der reinsten Andacht erschienst Du mir von Himmel und reicht'st mir Deine kindliche Hand v. 6ten .

Meine v. 5ten wirst Du gewiß auch gestern bekommen haben und Lohn und Freude.

Aber ich muß Dir heute selbst beides entgegen bringen und Dir sagen, daß unser Otto wohl ist in Königsberg !

Er hat es der Amöne geschrieben und der Brief ist einen Tag vor seinem Geburtstag |2 und Deiner an dem Geburtsmorgen selbst angekommen.

Du hast mich prächtig angebunden und mich beinahe noch fester an Dich.

Hab vielen väterlichen Dank und Segen für Deine Eile nach Fft. und für die Freude, Sorge und Freude, die Dir mein Brief gemacht hat.

Aber es thut mir leid Dir so viel Sorge gemacht zu haben .

Meine größte war mein Otto und diese hat sich in großer Freude aufgelöset.

Im Ganzen wurde mir nicht mehr als 936 f Kontribuzion für Döhlau , 156 78 f für mich und 600 f Anlehen – das man wiederbekommt – abgenommen.

Ein größerer Verlust könnte mir noch werden, vielleicht schon geworden seyn; aber ich habe noch Hofnung und |3 meine Ruhe.

Mehr beunruhigt mich die allgemeine als meine Geldnoth.

Da ich aus meinem und Deinem Brief jetzt ersehe, daß ich Dir meine eigne zu groß geschildert habe: so mußte ich Dir heute deutlich seyn; allein Du sollst nicht mehr so von mir gestört werden.

Mein Otto lebt wohl und der war weit meine größte Kriegsunruhe!

"Unser Thieriot ist ein guter, reiner Mensch" schrieb mir mein guter, reiner Uhlfelder, weiter kein Wort, als er mir gestern Deinen Brief mit Deinem Anerbieten zurückschickte.

Gehört' es nicht schon lange Dein, mein Leben, ich böte Dirs heute an, als einen Beweis der Wirkung Deines Anerbietens .

Ich brauche nicht Gebrauch davon zu machen; aber ich würde es von Dir |4 so gerne annehmen als Dir geben, denn auch ich halte Dich für das was Dich mein und Dein Uhlfelder hält.

Mir ist es ordentlich, als hätt' ich Dir die Freude gemacht und Deine sächsischen Thaler angenommen und wäre sie Dir nun schuldig.

Hab also keine Sorge – sie stehen in guten und sicheren Händen – sondern recht vielen Dank, recht vielen, 3000!

Mit Sehnsucht erwart' ich Dein Ja für und nach Stuttgardt , wo Du ein Mann werden und doch ein Kind, wie Dein alter hiesiger Vater , bleiben wirst. Es lebe die Kindlichkeit!

Also hast Du Gottlob! Arbeit errungen, und kannst da hin gehen, wo Du nütze und gerufen bist. Vorher grüße mir die Eva und wenn Du auf dem Fuße mit ihr stehst, kannst mir sie nachher küssen. Hernach gehe hin wo es Gott haben will, Wangenheim und Dein Richter u Dein

Emanuel

Warum soll ich ganz unfrankiren?
Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 10. Dezember 1806, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1748


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 4 S.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 4 S. Auf S. 1 ist der Name Amöne nachträglich gestrichen, vermutlich von Amöne Ottos eigener Hand.

D: Abend-Zeitung, Nr. 33, 8. Februar 1843, Sp. 259–260 (minimal gekürzt).


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 6. Dezember 1806, Sonnabend
A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 14. und 20. Dezember 1806, Sonntag und Sonnabend