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Das muß ich Dir noch im alten Jahre sagen. Ich bin wenn ich dabei etwas Gutes habe, auch schwach, störbar, reizbar: muß leider gestehen, daß ich über mein Seyn nicht jede freie Mittheilung vertrage / vertrug – meinen Namen nicht im Briefe eines Dritten , den ich rein genießen soll / sollte.

Ach wenn Freunde neben einander stehn, warum stehn nicht zugleich würdige Thaten neben ihnen, damit sie gleiche Feinde bekämpfend, ähnliche und ähnliche Freuden genießend, ihres MitLebens froh werden. Obgleich dieses Ich bekennen müßte, daß – wie sein innerster Glaube ist an den niemand taste (als unnöthig ausgestrichen) – Gott sein Ziel ferne von dem vieler guten Menschen gestellt hat. Im Ausgehn, im Angehn, können wir uns begegnen – freundlich.

|2 Lies, Wenn Du willst

("Wenn Du willst" – so sagst Du auch, so setzest Du immer dazu – noch nie hast Du mir ein Wort gesagt, das ich an sich, das ich für Dich für falsch halte oder für unzeitig – schonend war Dein Rath, Dein Befehl noch schonend – in Deinem Sinn –)

meine Meinung was Kunst und Künstlerei meint neben Natur und Leben – wie ich sie gern ausgesprochen hätte, wenn ich sie nicht eigen auszusprechen gedächte – in Heinse's Briefen an Gleim .

Uebrigens (wenn Du etwa meintest mein ausübender Künstlerberuf sey also doch bestimmt) ich bin nicht in einer Crisis – ich bin eine Crisis, liebe Cur! eine Crisis, auch ein Geschöpf der Natur

Und damit gut.

Richters Briefwechselton war nicht gemeint, es ist aber gut .

Deine Worte auf meines Bruders "sind aber" liegen bereit für meinen Bruder

|3 Prächtig! "Noch in derselben Empfangshalben Stunde" das ist mir recht.

Wer sagt daß ich die Stelle nicht"wollte" ? Väterlich Wilder! – Ich werde nie, solang ich keine habe, eine angebotene abweisen – sowie ich hier auf Verlangen vorgeige, und Narren, die es haben wollen, Lekzion gebe – aber jede mir in der grober Nähe vorzeigen laßen. – Hierbei hab ich die Schuld der zu keken Aeußerung, "daß ich unter dem Preise (deßen Gewährung nur aufs Wahrscheinliche gegeben war) nicht entriren würde" so daß mir also dadurch verboten ist, jetzt darunter zu entriren, auch wenn ich die Stelle möchte die ich nicht mag, seit sie Hofdienst u. zu groß ist. Auch hab ich meine Bedings-Anfrage nicht klärlich genug auf einen Privatkontrakt gestellt. Auf einen festen Privatkontrakt will ich dem Herrn v. Röder z. B. nicht so gern aber ich hoffe so gut wie einem andern mit meinen Zeigfingern (zu Stunden) dienen, niemandem mit meiner Person

der Entschuldigung Ende.

|4 Gerne "zu Rathe gehn" mögen – Nimm Willen für That!

"Wider ein Weib" Du meinst die Hofmann ist unglüklich wenn sie Mädchen bleiben muß, u. ich glüklich wenn ich sie heirathen kann. Dürr und juristisch sag ich Dirs dem das sagenden: Sieh wenn Du – willst mit Augen, das Verhältniß und dann urtheile.

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, Ende Dezember 1806. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1751


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Textgrundlage

H: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 3½ S.

Überlieferung

h: BJK, Berlin V, 138
Briefkopierbuch der Briefe Thieriots an Emanuel, H. 2, S. [22]–[23] (stark gekürzt).


Korrespondenz

B: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 24. Dezember 1806, Mittwoch
A: Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 7. und 11. Januar 1807, Mittwoch und Sonntag

Zur Datierung: Der Brief antwortet auf Emanuels Brief vom 24. Dezember 1806 und erwähnt den Zeitpunkt der Briefabfassung noch "im alten Jahre", also vor dem 31. Dezember 1806.