Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1
Bayreuth, 22 Febr. 1807

Thieriot! "Ist kein Brief von Thieriot zu Hause?" war eine meiner ersten Fragen, an meinen Israel, als er mir, am 17ten auf dem Wonsiedeler Weg eine halbe Stunde entgegen ging und seine bejahende Antwort war eine meiner ersten Freuden.

Du hattest lange nicht geschrieben.

Uhlfelder, der Dich grüßet, und ich waren 14 Tage in Döhlau.

Von da gingen wir am 16ten nach Wonsiedel, um die biedern Menschen zu besuchen, die Du und ich das letzte mal in Gefrees gesehen, Welzels.

Am Morgen des 17ten mußt' ich ihnen vieles von Dir erzählen, was mir sehr leicht ward, da ich ohnedieß so gerne denkend bei Dir war und es den Tag über blieb und so erhielt ich abends Deine Worte .

Neben den Deinigen lagen auch mehrere von mehreren und darunter ein ganzes Blatt voll über Dich von meiner guten Voigt – sie grüßt Dich – geschrieben.

Du sollst diese Worte mit der Zeit auch zu lesen bekommen.

|2 Drey Viertel des garstigen Monates sind nun überstanden.

Er hat mir Gottlob! heur nichts genommen .

Unsre Jette hat mir es schon geschrieben was in ihrem Hause hervorgegangen .

Du hast es wahrscheinlich von Fritzen.

Sie ist mit ihren Kindern wohl.

Gehst Du mit mir einmal zu ihr nach Karlsruh ?

Ehe sie dahin geht will ich sie noch einmal in Regensburg besuchen, sie will's auch.

Otto hat lange nicht geschrieben .

Richtern schreibst Du an mich zu wenig; ich bin zufrieden wenn Du nur schreibst.

Er ist wohl, auch seine gute Caroline ist es und auch ihre lieben Kinder sind es.

Mein, Dich grüßender, Israel ahmt Deinem Jaques nach und fängt an zu malen.

Vor der Hand ist mirs lieb, bis ich im Stande bin ihm mehr Beschäftigung zu verschaffen.

Ich bin auch wohl und so denk' ich kannst und wirst Du mit meinem Bericht zufrieden seyn.

|3 Ich denke; so wie man überhaupt im Aufsteigen am glücklichsten ist, man ist und Du bist es auch im Aufsteigen auf den Parnaß.

Droben ist nichts mehr zu – ersteigen.

Aber den Gewinnst hat man droben, daß man eben sieht wie klein, wie zusammen geschrumpft man ist – drunten.

Komponire Dir Dein Glück und Deinen Himmel fort und Dich in ihn hinein, Alter!

Am 13ten, wo Du ausflogst – flog ich von Döhlau nach Hof und am 14ten, am noch schönern Morgen, von Hof wieder nach Döhlau zurück.

Grüße mir die 3fach grüßende Eva recht vielfach und schick' uns bald wieder etwas zu lesen von ihr.

Wann werd' ich Euch sehen können?

Wäre Friede um uns herum, ich hätte viel zu arbeiten und lebte ruhig.

Leb wohl, mein Thieriot, leb recht wohl und liebe wohl!
Ich habe Dich unendlich lieb.

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 22. Februar 1807, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1755


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 3 S. Auf S. 4 vfrH.: Renz u Compagn v Muhlhausen.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Bl., 2 S.

D: Abend-Zeitung, Nr. 33, 8. Februar 1843, Sp. 262 (gekürzt).


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 10. Februar 1807, Dienstag