Von Eva Hoffmann an Paul Emile Thieriot. Offenbach, nach dem 14. April 1807

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Etwas von Held Eva

Nach dem grosen Turnier gehalten den 14ten Aprile 7. Abends am Tisch bei Pfannkuchen und Salat:

Triumpf dem zu Füßen gelegt, durch den sie stritt u tapfer saß.

Ihre Gegner waren Herr Ignatz, ein tapferer u. strenger Streiter – ferner Herr Lips Lipps, ein gar scharfer u. schlaglustiger Herr – Sie rannten erst einzel auf sie sol, dann vereinigten sie ihre Kräfte und waren recht geflißentlich beflißen den entscheidenden Streich zu versezen der die festsitzende aus dem Sattel werfen sollte – mit Rennen war aber Nichts zu gewinnen – da zogen beide Gegner sich zurück – u. es näherte sich schulmäßig – Schritt vor Schritt H. I. (der strenge), jeder Schritt wurde ernstlicher u. mit mehr Bedacht gethan – Sie hatte eine gute Zeit so wie H. I. sich ausdehnte sich feste zusammen zu ziehen – endlich als er ankam u. die ganze Schlußkette am Hals nachschlappte muß sie gewaltig lachen weil der Disput den Geist betraf u. sie nur beschaute wie H. I. seinen Geist so verständig an die Kette legte – sie sagte "Du legst gewiß Deinen Geist an eine Kette, daß er soll wild werden u. meinem Angst machen", denn H. I. wollte ihr Geistes Quantität u. Qualität handgreiflich machen darlegen – Wie sie der heilige ewige Geist in Schutz nahm begreif ich noch nicht aber das weiß ich noch sie muß im Geist des Geistes gesprochen haben, was zwar nicht handgreiflich – doch anschaulich muß gewesen seyn, denn Herr L. (der scharfe) sagte Nichts als "es ist schad" u. H. I. (der Tapfre) sagte "wenn Du das, was Du eben gesagt aufschreiben kannst, so will ich Respekt daher haben – aber annehmen werd' ichs nicht eher, als bis Du einen Beweis geliefert hast, der meine Meinung zu Boden schlägt" – sie sagte, daß ein Beweis hier grade das Gegentheil beweisen würde u. daß ihr Glaube über den Geist nur könnte ein und nicht angefühlt werden u. daß sie ihre Feder nur in Noth tauchte u. brauchte – u. so gingen denn drei Helden auseinander – der eine die Schlafkapp auf u der andre sie in der Hand haltend u. der dritte die Reste des Pfannkuchens sammelnd für den morgigen Dikt

Das Turnier dauerte von zehn Uhr bis ½ Zwei in der Nacht, u Euch sei's hie gebracht.

Zitierhinweis

Von Eva Hoffmann an Paul Emile Thieriot. Offenbach, nach dem 14. April 1807 . In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1761


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Textgrundlage

h: BJK, Berlin V, 138
Briefkopierbuch der Briefe Thieriots an Emanuel, H. 2, S. [23]–[25] (vermutlich unvollständig).


Korrespondenz

Die Briefabschrift findet sich in einem Briefkopierbuch, in dem in erster Linie Abschriften von Thieriot an Emanuel zu finden sind. Es ist wahrscheinlich, dass der Brief als Abschrift oder Originalmanuskript von Thieriot an Emanuel weitergegeben oder -gesendet wurde.