Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Döhlau und Bayreuth, 4. Mai und 24. Mai 1807, Montag und Sonntag

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Döhlau, 4 Mai 1807.

Mein lieber Thieriot! Deine ersten Worte aus Hanau hab' ich Dir längst dahin beantwortet ; ob sie Dich haben finden können, das ist eine Frage, die Du mir hoffentlich bald bejahend beantworten wirst.

Jetzt ist die Frage, wo Dich dieser Brief aufsuchen soll, da ich wirklich noch nicht weiß, wohin ich ihn schicken soll.

Deine Bleistift-Worte ; die leserlichen abgeschriebenen davon, auf der Reise; die Nachschrift v. Leipzig v. 18 Apr. ; die 4 1/2 Bleistift-Zeilen , ohne Gegeben, als Frachtbrief der herrlich- und witzigen, geistigen 1/8 und 1/4 Blätter und Dein Weimar v. 21 Apr. hab' ich richtig und längst schon Alles gelesen.

Bayreuth, 24ten Mai.

Deine Hand und mein Namen unterbrachen diesen Brief .

Hernach Du. Du wolltest es aber nicht seyn, sagtest Du, und unterbrachst mich und Dein eigenes Du durch Dich .

|2 Das waren mir eigne Tage, die Du mir gegeben, mein Thieriot !

Möchten Monate nicht aus ihnen werden!

Von Dir soll ich nicht reden bei andern, von Dir sollt' ich reden bei Dir.

Nicht rathen soll ich Dir – nicht zu rathen weiß ich mir.

Wohl war mir nicht, als Du gestern zu eilend von meiner Brust Dich trenntest.

Deine Flasche mit Moritzhöfer und Deine kindlichen, mich ergreifende und Dickts zu kindischen Worte wurden mir gleich überbracht. Ich bringe Dir meinen Dank dafür.

Eine Stunde vor Sonnenuntergang erhielt ich erst Deine Wolfsbacher Worte ; eine Stunde, eher hätt' ich Dir sie gestern noch mündlich beantwortet.

Eine Stunde nach Sonnenuntergang überbrachte man mir Deine Nachricht vom Abgang nach diesem nach Creußen.

|3 Die Postleute lassen mir sagen, Dein Paquet brauchte keines weiteren Umschlages, sie wollten es so recht gut nach Nürnberg besorgen.

Sorge für Dich, mein lieber Thieriot, damit ich es weniger brauche, um Dich.

Willst Du Deinetwegen nicht froh seyn, sei es meinetwegen und unsertwegen.

Les' ich Deine jüngsten Briefe und setz' ich alles was ich in Dir seit einigen Wochen gefunden zusammen: so werd' ich mir selbst – da ich Dich mit mir aus Liebe so leicht verwechsele – undeutlich.

Vieles sagtest Du mir, doch wenig; sag mir bald gutes und mehr.

Bleibst Du einige Tage in Nürnberg: so frage nach ob Jette nicht da ist.

Wahrscheinlich kömmt sie am 30t dahin und auf der Post erfährst Dus.

Mein Thieriot, schreib bald mit kindlicher Offenherzigkeit mir.

Mein offenes Herz verdient immer das Deine.

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Döhlau und Bayreuth, 4. Mai und 24. Mai 1807, Montag und Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1762


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 3 S.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Dbl. 8°, 3 S.