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Bayreuth, 14 Oct. 1807

Mein Thieriot! Nimms nicht übel, daß ich Dir dießmal, wo ich Dir gerade in der erst möglichsten Stunde antworten und danken sollte, erst heute beides bringe: mein Antworten und mein Danken.

Als Dein lieber jüngster Brief hier ankam war ich wieder in Döhlau und seit meiner Zurückkunft kam ich noch immer nicht recht zu mir.

Und da muß ich seyn, wenn ich – wie jetzt, zu Dir kommen will, denn mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit meinem ganzen Wesen, es bestehe aus und in was es will, will ich Dir viel danken, für alle Mühe , die Du guter Mensch, Dir meines Menschen wegen gegeben.

Alles, jeder Schritt, jedes Wort rührt mich und sagt mir daß Du gut und wie Du es bist.

Wenn ich blos daran dächte, daß ich auch eben so viele Mühe für Dich übernehmen würde: so könnte Deine vielleicht |2 in meinen Augen verkleinert erscheinen; aber es ist nicht so; denn erstens gönne ich Dir die Freude eine so gute Gelegenheit zu haben, mir so gute Dienste leisten zu können – oder was eben so viel heißt – zu wollen und zweitens gönn' ich mirs, daß gerade Du es bist, der mir diese Dienste leisten thut, denn wenn ich noch einige Menschen besitze, von denen ich sie eben so gerne annehmen würde, so besitz' ich keinen, von dem ich sie noch lieber annähme.

Dein Arzt gefällt mir, Richter und Uhlfelder sehr.

Glaub mirs, könnt' ich jetzt, ich würde gewiß nun bei Dir und ihm seyn; aber es ist mir jetzt in diesem Herbst durchaus nicht möglich weg zu gehen.

Ich muß noch vor dem Winter ein nöthiges Geschäft enden, das mich weniger als andere betrift.

So sonderbar kann es Dir nicht vor- |3 kommen, wie mir, daß ich keinen wichtigern Grund als Geschäfte habe; aber dennoch ist dieser Grund hinreichend.

Kein Geschäft auf der Erde, das ich erst übernehmen sollte, könnte mich einen Tag zurück halten, zu Dir zu kommen; aber die schleunige Beendigung dieses Geschäftes, liegt mir mehr als mein Interesse am Herzen und – da ich gewiß weiß, daß – im Winter kann ich nichts thun – bis im nächsten Frühjahr – durch meine Zögerung andern viel Schaden erfolgen würde, Schaden für edle Menschen, die mir schon vor Jahren ihr Zutrauen geschenkt haben: so hätt' ich keine ruhige Stunde, wenn ich jetzt blos an mich dächte und wegging.

Hier, bei mir kann ich keine ähnliche Kur unternehmen, dieserwegen schon allein möchte ich bei Dir und neben dem Arzte seyn.

Bis Montag über 8 Tage geh' ich |4 nach Döhlau und dort will ich mich ganz der Kur überlassen und meiner Hofnung.

Diese hab' ich zwar längst aufgegeben gehabt ; aber ich will sie jetzt wieder ergreifen und wieder behalten.

Du sollst so bald als möglich Nachricht von mir haben.

Auch auf den Fall, daß ich keine Linderung bemerkte, komm' ich doch auf das nächste Frühjahr zu Dir und dem Arzte und unternehme an seiner Seite eine anhaltende Kur.

Gott wird ihm das Leben erhalten, wenn er mir und mehreren es angenehmer machen soll.

Wahrscheinlich zieh' ich doch noch einen Arzt zu Rath, ehe ich was unternehme.

Grüß mir die Eva recht innig und freundlich. Leb wohl, mein Thieriot, leb recht wohl, gegrüßet von Uhlfelder und ewig geliebt von ihm und mir.

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 14. Oktober 1807, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1777


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 4 S.


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Offenbach, 21. August 1807, Freitag