Von Karl August von Wangenheim an Paul Emile Thieriot. Stuttgart, 5. Mai 1808, Donnerstag
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Einem Andern hätte es vielleicht ein Ersatz oder als eine Entschädigung geschienen, wenn er am Morgen der Abreise eines Freundes Worte der Liebe von einem zweiten und Worte des Wunsches nach Wiedersehen von einem dritten erhalten hätte. Mir machte Emanuels Brief , der Richters Morgengeschenke am nämlichen Abende folgte, das wehmüthige Gefühl rege, das einen guten Menschen mitten in der Freude und im Durste hat durchschauert , wenn er keinen Mitfrohen u keinen Mittrinker hat.
Richter will mir bei einer 2ten Flasche Nectar hier für die erste dort danken, aber beredter , und Emanuel ruft aus: wie viel nehmen sich die Menschen, die so viel Nectar genießen, daß er ihnen am Ende nur noch wie Nekar schmekt. Doch möcht' er diesen an der Quelle trinken, und will sich gern |2 selber anführen, und bei sich vergeben er müßte hierher, weil er Geschäfte hier habe, ob er gleich weniger gern eine Berufsreise in Geschaften machen würde, als nach dem Rufe seiner armen u mancher andern guten Seele.
Zu Geschäften kann ich ihn jezt noch nicht hierher rufen, und eine zweite Stimme einer guten Seele fehlt mir, die dem Rufe seines Herzens, zum Echo und Herausforderer diente. Vielleicht ist die 2te Stimme wieder in meiner Nähe, wenn auf die erste, obgleich weniger gemüthliche Art, ich einladen kann.
Unter den Büchern, die Sie mir zurückließen, finde ich "Beschreibung einer Musterschule" von Gruner, u darinnen
Gott u meine besten Wünsche mit Ihnen, Lieber.
KW.
Zitierhinweis
Von Karl August von Wangenheim an Paul Emile Thieriot. Stuttgart, 5. Mai 1808, Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1801