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Brod den Menschen zu geben, dahin beschränkt sich die Ansicht der Welt. Das, daß verkehrter Erziehung entgegen Einige sich gehoben, macht in vielen Leuten das Wort aussprechen: Die Menschen erziehen sich von sich selber. Dadurch ein Kaltsein in großern brillanten Menschen gegen Erziehung.

Für Volksbildung ist keine höhere Bildung nöthig; wenn alle Bücher verbrannt wären pp – Wohlwollen, Bedächtlichkeit, Ueberlegung, Fertigkeit.

Ueber den Vorwurf des Verstand allein u. Herz nicht bildens tröst ich mich meiner Unfähigkeit, den Verstand allein zu bilden. Dann: kamen die Klagen über Irreligiosität u. Herzlosigkeit aus den Irreligiosen u. Herzlosen; "ich bin wie auf den Kopf gestanden: ich hab' geglaubt, unser Herrgott hat' mi berufen ihnen zu sagen sie seyn herzlose Buben." Meine ganze Hofnung: Auf gemeine Menschen, in der Demuth u. Einfalt aufgewachsen.

Viele Menschen thun als ob das ein Gotteslohn verdiene, wenn sie ihre Kinder geschwinder schreiben u lesen können lehren.

– – – – – herzlos ist mer gern, – aber sich herzlos schelten laßen – den Menschen, die fürchten die Verständigen sehen ihre Herzlosigkeiten – den Menschen möchte' ich nicht dienen.

Wenn Alles auf Herzlosigkeit hinausgeht: so mein' ich, man könne Verstandesbildung als Mittel, Herzlosigkeit heiler zu machen, auch mit laufen laßen.

Herzlosigkeit muß (nicht durch Worte) durch ein herzliches Leben getödtet werden. Verminderung der Verstandesbildung, zum Fundament der Herzensbildung ist Unsinn.

Bald ist es ihnen Herzensbildung, bald die Geistesbildung – dem schlechten Menschen ist Nichts recht; er will stillstellen unsrer Kräfte.

Zitierhinweis

Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Yverdon, 2. November 1808, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1833


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Textgrundlage

h: BJK, Berlin V, 138
B riefkopierbuch der Briefe Thieriots an Emanuel, H. 3, S. [7]–[8].