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Imer besserer H. Pr!So hab' ich es gerne, wenn sich die Menschen mit Herz und Hand an einander begegnen, wie unsre Seelen u Briefe.Ich dächte, ich führe fort mit zu loben, – wenn Sie sich so gar selbst nach Verdienst u Würde lobten; da Sie aber, aus Bescheidenheit, sich die schönste Gegenwart u die noch schönere Zukunft durch eignen – gewiß nicht ganz gerechten Tadel versalzen – da lob' ich Sie allein – aber doppelt! Wenn ich gleich zu weit unter unserm Richter stehe, um viel Aehnlichkeit mit ihm zu haben: so bin ich doch darinn mit ihm Eins, nichts wider Wissen u Gewissen zu loben.Lob' ich Sie also in seinem u meinem Namen: so können Sie es annehmen, ohne so viele Umstände zu machen, wie in Ihrem lieben jüngsten Brief.Es ist eine Eitelkeit, das Lobenswerthe zu loben, lassen Sie mir diese.

Blos das Bewußtseyn, daß Sie mir in meinem Lobe Wahrheitsliebe zutrauen, berechtiget mich dazu und wie sollt' ich sonst Ihr Lob verdienen oder es einnehmen dürfen?

Was soll ich "armer Mann im Toggeliburg" zu meiner Vergangenheit und zu meiner Gegenwart sagen?

|4 Und wo sind denn die guten Sterblichen, die stets mit ihrem gestern, heute zufrieden seyn können, wo sind diese Glücklichen? Aber diese heutige Unzufriedenheit bereitet uns eine kleinere auf morgen und so wird sie immer abnehmen und so muß sie das Un ablegen und Hier oder dort uns mit uns aussehnen am – letzten Morgen!

Mad. Braun –sie ist aber viel heller – ist dieselbe für die ich um die Beschreibung gebeten.Ich freue mich daß Sie sie und sie Sie kenneten u kennet, wenigstens einstweilen buchstäblich.Thieriots Blätter geb' ich Ihnen beiliegend zurück mit herzlichem Dank.

Richter schreibt mir: "Thieriots Protokoll las ich mit Freude üb. Pestal.; aber nicht über Th.s verdammt quälend u erquälten Still. Th. erscheint hier gründlicher als er ist.Grüßen Sie herzlich v. mir den herzlichen, be- und geherzten Wangenh." Wohl weiß ich daß Lehren belehrt aber ob auch führen führet?Wer soll denn angeführt werden, wenn Thieriot führet?Nähme Th. diese Führung an: so wär' es eine des Schicksals für ihn – das ihn wirklich aus sich heraus entführen könnte.

Ich glaube, er führt sein Leben fort auf Schulen und Reisen – sonst nichts, der gute, edle Mensch. Denn er ist fixirt.

Sein Bruder hat mir unterdessen nicht geschrieben; ich weiß nicht warum er nicht auf seinen zugereiset ist.Da im Winter nicht zerschlagen werden wird : so sollt' es mir recht lieb seyn, wenn ich den Zerschlagungsplan zeitlich genug sehen könnte.Haben Sie denn Männer, die das Practische bei diesen Geschäften gehörig verstehen?Ich wollte, ich könnte einmal für Sie ein solches Stück Arbeit übernehmen.Auch ich wünschte, daß unser R. eine Stelle oder einen Platz in der Academie, aber so, daß er nicht von Ort und Stelle gehen brauche, bekommen möchte, seinet und meinetwegen.

Hat denn Jacobi's Schwester auch noch sonst Einfluß, als den blos schwesterlichen?Könnt' ich Sie doch bald sehen, um von Vielem und besonders von meiner reinen Liebe für Sie sprechen zu können!

E.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Karl August von Wangenheim. Bayreuth, 11. Dezember 1808, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1842


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Textgrundlage

Hk: DLA, B:Wangenheim, Karl August von
1 Dbl. 4°, 1¾ S. S. 3 und 4 des Briefs von Wangenheim an Emanuel vom 2. Dezember 1808.


Korrespondenz

B: Von Karl August von Wangenheim an Emanuel. Stuttgart, 2. Dezember 1808