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den 7 Januar 9.

Gott zum Gruß, lieber Thieriot! und meine besten Tag u Nacht s - , Monat- u Jahr-Wünsche zuvor.

"Er lebt und webt so ganz in den Kindern; ist so gut, so sorgfältig mit den Kranken, oft nur zu ängstlich. Dagegen ist er selber heiter und froh und sein Blick so stet und ruhig" Das war mir ein liebes Geschenk am Neuen Jahre, das von Euch zu höhren u ich liege dankend, Gott u Euch, an diesem Menschenherzen.

Ihre Heft-Fragmente habe ich 6 Wochen alt erst vor wenig Tagen durch Schmid erhalten, der krank war. Sie sind mir sehr lieb. Ich theile sie der Mad. Braun in Carlsruh mit u diese soll sie Emanuel'n schicken, der Sie so liebt. Er u Richter's sind nach neuern Briefen wohl. Baireuth's Schicksal ist entschieden. Es kommt an Baiern , aber größtentheils ohne Domainen, die oder deren Werth an die franz. Generals verschenkt wurden.

D'Orville ist in Geschäften mit dem Gouvernement wegen einer neu eingeführten (verfluchten) Tabaks-Regie hier u grüßt Euch.

Auch Baggesen, der deutsche Däne, hält sich hier auf. Ich sehe ihn täglich und labe mich an seiner Kraft, das Haßenswerthe recht haßen zu können. |2 Sagen Sie Pestalozzi – Er habe ihn grüßen laßen von Frankfurth aus, laße ihn grüßen durch mich, und grüße ihn täglich durch eilende Gedanken. Baggesen ist stolz darauf, Pestalozzi und seine Sache damals schon erkannt u geliebt zu haben, als beide noch verkannt u mishandelt waren. Zeller arbeitet muthig fort, wie die Hartmann Ihnen sagen wird. Auch ich unterrichte ohne Unterbrechung und wir kommen vorwärts, die Kinder u ich. Ich habe die Zeit gewonnen, indem ich dem Theater entsagt.

Geben Sie mir, ich bitte Sie, Aufschluß über Muralt's u Collomb's Resignation . Seit langem hat nichts so mich betrübt u besorgt gemacht, als das Losreißen Muralts vom Institute, und die mir entdeckte Gefahr: Niederer und Krüsi würden Gleiches thun. Wär' es möglich? Wäre Schmid's ungezähmte Kraft daran schuld? Ich wünschte Türk beobachten zu können. Man will Grund haben zu wißen, er habe von jeher geliebt Oel ins Feuer zu gießen. Noch kann, noch will ich es nicht glauben. Aber – beobachtet müßte er werden.

Vale ac me ama .

K. W.

Zitierhinweis

Von Karl August von Wangenheim an Paul Emile Thieriot. Stuttgart, 7. Januar 1809, Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1847


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 273
1 Dbl. 8°, 2 S. Auf S. 1 am oberen linken Rand von der Hand Karl August Varnhagens: Wangenheim. Auf S. 4 Adr.: An | Freund Thieriot. Siegel, einige, mit Bleistift gekritzelte Wörter, wohl von Thieriots Hand.