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Korrespondenz

Von Emanuel an Eva Hoffmann. Bayreuth, 11. Januar 1809, Mittwoch

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Bayreuth, 11ten Jan. 1809.

Auf Ihren vorletzten Brief hatt' ich nichts; auf Ihre zwei letzten hab' ich so viel zu antworten, daß ich auch eben so gut schweigen könnte.

Diese versteh' ich, jenen nicht; denn in jenem scheint es, daß Sie mich auch nicht recht verstanden.

Und haben wir uns einmal verstanden, dann sind wir auch einverstanden und – was giebt es dann in uns, uns zu sagen?

Sagt' ich es nicht auch Ihnen längst, daß ich unserm Th. nichts mehr zu schreiben, weil ich ihm nichts mehr zu antworten habe?

Die Einlage, die Sie ihm zusenden werden, ist ¾ von einem andern und nur ¼ von mir.

Alles was wir den Unsrigen wider Willen geben, ist noch übler, als das, was |2 wir eben durch diese Gaben verlangen.

Das Geben steht bei uns und in unserer Gewalt; aber das Verlang en te nicht.

Es ist daher lobenswürdig, wenn Sie nicht an Th. schreiben, wenn Sie's nicht mit voller, reiner Seele können, wie sonst.

Was göttlich ist muß so bleiben und man darf es nicht entheiligen, durch Abnahme.

Lieber laß' ich mich vom Göttlichen mit einem Schlag vernichten, als daß ich dieß nach und nach in mir vernichtet sehen will.

Ihr Schweigen ist edel und nur zu was die Frage – was der edle Schweiger davon denket?

Wer redet will, daß man rede; wer schweiget bewirket Schweigen.

Aber schweigend darf nicht geschwiegen werden, wenn dieß nicht drücken soll; sondern Sie müssen Schweigen verkünden, weil Wahrheit es heischet und |3 nur wann und so lange sie's.

Sind wir dem Treuen treu, dem Wahren wahr: so können wir handeln oder auch nicht und nur uns und sonst keinen außer uns haben wir Rechnung abzulegen bei dieser, wobei wir gewiß die unsrige finden müssen.

Es ist mir selbst wohl und ein Stein vom Herzen, daß Sie ihm wieder geschrieben haben, wieder haben schreiben wollen, können, müssen, dem Seltenen.

Ich danke Ihnen für Ihre lieben, herrlichen Briefe an mich und für Alles was ich mittelbar von Ihnen bekomme, durch Sie von ihm und durch ihn von Ihnen.

Glauben Sie doch, daß ich Sie kenne und verkennen Sie mich auch nicht.

Es wird besser werden, es wird gut werden , ich werde Sie froh sehen, ihn und werde mich Eures Frohsinnes erfreuen!

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Eva Hoffmann. Bayreuth, 11. Januar 1809, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1848


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 3 S.

Überlieferung

h: BJK, Berlin V, 138
Briefkopierbuch der Briefe Thieriots an Emanuel, H. 4, S. [30]–[32].


Korrespondenz

B: Von Eva Hoffmann an Emanuel. Offenbach, 27. Oktober 1808
B: Von Eva Hoffmann an Emanuel. Offenbach, 18. und 22. Dezember 1808
A: Von Eva Hoffmann an Emanuel. Offenbach, 23. Januar 1809