Editionsrichtlinien der Umfeldbriefe

I. Gegenstand der Edition

Die digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld erschließt die überlieferten Briefe von Korrespondenzpartnern Jean Pauls untereinander. Das sind einerseits Briefe seiner engen Familienmitglieder sowie der Mitglieder der Familie seiner Ehefrau Caroline Richter geb. Mayer. Andererseits sind es Briefe seiner Freunde und Geschäftspartner an Dritte, die mit Jean Paul in Verbindung standen. Zeitlicher Rahmen ist die Lebensspanne Jean Pauls einschließlich des Jahres 1826. Die Edition wird in einer textkritischen und kommentierten Fassung sowie in einer Lesefassung ohne textkritische Auszeichnungen zur Nutzung mit mobilen Endgeräten zur Verfügung gestellt.

II. Text

Textkonstitution

Textgrundlage ist, soweit vorhanden, die Originalhandschrift (H). Sonst treten eigenhändige Abschriften (Hk), Abschriften (h), Konzepte (K) oder Drucke (D) an ihre Stelle. Ist die verfassereigene Niederschrift verloren und liegen mehrere auf das Original zurückgehende Zeugen vor, dient in der Regel der wahrscheinlichste Textzeuge als Publikationsvorlage. Textkritisch relevante Abweichungen anderer Zeugen werden als Stellenkommentare vermerkt.

Die Wiedergabe des Textes folgt diplomatisch getreu den Vorlagen (ohne Zeilenfall und ohne Devotionsabstände), die Seiten der Vorlage sind bezeichnet (|(2)). Kustoden entfallen. Am Rand weitergeführter Text, Nachschriften und Anmerkungen werden als solche wiedergegeben, im kritischen und kommentierten Text violett unterlegt und mit Angaben zu Verfasser, Ort der Anmerkung auf dem Manuskript und Textausrichtung versehen. Lateinische Schriftzeichen innerhalb von Briefen in Kurrentschrift (bei Drucken Antiqua innerhalb von Fraktur) werden in einer serifenlosen Schrift angezeigt. Vollständige Briefe in lateinischer Schreibschrift erscheinen normal, die Schriftart wird nur vermerkt.

Bei Gemeinschaftsbriefen wird die Verfasserschaft der jeweiligen Textpassagen zu deren Beginn kenntlich gemacht.

Die kritische Fassung zeigt auch die Korrekturen an (Streichungen rot, Einfügungen grün). Bei der Textwiedergabe nach einem Druck erfolgt eine Korrektur offensichtlicher Druckfehler.

Umlaute wie ÿ, , werden zu y, eu, äu. Ae, Ue, Oe bleiben erhalten. Die Unterscheidung von langem und kurzem s entfällt; die Differenzierung von kurzem und langem i bleibt erhalten. Geminationsstriche über m und n werden stillschweigend aufgelöst, Währungszeichen als Buchstabenabkürzungen normiert. Letzteres wird im kritischen und kommentierten Text durch kursive Schreibung angezeigt. Trenn- und Bindestriche, Auslassungspunkte, Apostrophe, Gedankenstriche und Anführungszeichen werden mit den heute üblichen diakritischen Zeichen normierend wiedergegeben. Anführungszeichen erscheinen im edierten Text zu Beginn und am Ende der durch sie gekennzeichneten Passage, wo auch immer sie in der Handschrift gesetzt sind. Doppelpunkte, die Abkürzungs- und Schlusspunkte bedeuten, erscheinen als Punkt. Alle Arten von Klammern im Text werden als runde Klammern wiedergegeben. Bei Verwendung von mehreren Klammertypen (z. B. bei Klammern innerhalb von Klammern) folgen den runden spitze Klammern.

Unsichere Lesungen, Verschleifungen, Schreibfehler, Vergessenes

Bei unsicheren Lesungen hinsichtlich Groß-/ Klein-, Getrennt-/Zusammenschreibung, Verschleifungen u. dgl. wird von Fall zu Fall entschieden, soweit möglich nach den Schreibgewohnheiten des Verfassers, ansonsten nach zeitgenössischer Orthografie. Ligaturen (ff, sh u. ä.) und flüchtige Schreibungen (insbesondere bei abschließenden Flexionsendungen oder einem Haken für -en am Wortende) werden stillschweigend in Normalschrift aufgelöst, vergessene i-Punkte stillschweigend ergänzt. Nur in seltenen Fällen, in denen eine Verschleifung aufgrund der Schreibgewohnheit des entsprechenden Briefschreibers zwar als solche identifiziert werden kann, aber erhebliche Buchstabenauslassungen beinhaltet, wird die editorische Auflösung kursiv gesetzt ("Wirkung", "Heiterkeit"). Abbruchzeichen werden aufgelöst, jedoch im Text durch kursive Schreibweise gekennzeichnet.

Nur bei eindeutigen, zu Missverständnissen führenden Versehen werden Schreibfehler korrigiert. Ausgelassene oder durch Materialschäden verlorene Wörter, Umlaut- oder Satzzeichen werden durch graue Hinterlegung unter Anzeige des Ergänzungsgrundes vervollständigt; Dittografien werden eliminiert und als Editorentilgung (hellgrau in geschweiften Klammern) sichtbar gemacht. Führt eine Handschrift mehrere Varianten eines Wortes ohne Streichung an, wird das betreffende Wort türkis unterlegt und die Varianten unter Angabe von Ort und Urheber eingeblendet.

Bei Unsicherheiten hinsichtlich der Richtigkeit einer Lesung ist die betreffende Textstelle gelb unterlegt; der Grund der Unsicherheit (z. B. Materialschäden oder Unleserlichkeit) wird eingeblendet. Bei missverständlichen Schreibungen von Namen oder Begriffen wird das Wort in der üblichen Schreibweise im Stellenkommentar wiederholt und ggf. erläutert.

Nicht entzifferte Textteile, Textverlust, Textleerraum

Durch Beschädigung verlorene oder nicht entzifferbare Stellen werden in Anlehnung an die Schreibweise des Verfassers (bei Zweifel in moderner Orthografie) ergänzt und im kritischen und kommentierten Text grau unterlegt. Der Grad der Sicherheit der vorgenommenen Ergänzung wird eingeblendet. Nicht rekonstruierbare beschädigte oder verlorene Textstellen werden durch "[…]" markiert und orange unterlegt. Die eingeblendeten Informationen informieren möglichst präzise über den Grund der Unlesbarkeit (z. B. Textverlust; Überschreibung oder Unleserlichkeit) sowie den Umfang der verlorenen Textstelle.

Der Verlust ganzer Briefteile (z. B. Anfang, Schluss, mehrere Seiten) wird am betreffenden Ort sowie im Informationsfeld unter Textgrundlage vermerkt.

Auflösungen von Abkürzungen, Auslassungen, Kontraktionen und Kürzeln

Abkürzungen werden so wiedergegeben (mit oder ohne Punkt), wie sie in der Handschrift erscheinen. Ausnahmen bilden mit Abbruchzeichen abgekürzte Wörter, die im kritischen und kommentierten Text kursiv aufgelöst erscheinen. Allgemein übliche Abkürzungen werden im Abkürzungsverzeichnis aufgeschlüsselt. Besonders ungewöhnliche oder unverständliche Abkürzungen erklärt ein Stellenkommentar.

Historische Abkürzungszeichen (z. B. ô für Negationen oder das "et cetera"-Zeichen) werden normierend wiedergegeben. Abgekürzte Personennamen, Orte und Buchtitel werden den mit entsprechenden Registern verlinkt und können darüber leicht erschlossen werden.

III. Kommentierung

Alle Kommentarfunktionen sind nur im kritischen, nicht aber im Lesetext verfügbar.

Verlinkung mit den Registern

Namen, Orte, Werke sowie Werke von Jean Paul erscheinen blau und sind mit den Registern verlinkt, in denen die jeweiligen Grunddaten zu den Entitäten abgerufen werden können.

Stellenkommentar

Kleine Sprechblasen im kritischen und kommentierten Text zeigen das Vorhandensein von Stellenkommentaren an. Es werden sowohl philologische Phänomene und Entscheidungen erläutert, denen eine standardisierte Erfassung nicht gerecht wird, als auch inhaltliche Hintergrundinformationen angeboten.

Verlinkungen der Briefe untereinander

Jeder in einem Brieftext erwähnte andere Brief wird direkt verlinkt (Symbol: zwei verschränkte Kettenglieder), wenn er im Korpus der Umfeldbriefe oder der Briefe von Jean Paul enthalten ist. Verweise auf einzelne Passagen in Briefen der Edition dienen der wechselseitigen Erläuterung von Sachverhalten.

IV. Metadaten

Überschrift

Die Namen der Korrespondenzpartner werden mit den geläufigen Vornamen und den Familiennamen in historischer Schreibung, bei Variationen in der vorherrschenden Variante angegeben. Dabei wird der Familienname gewählt, den die Korrespondenzpartner gemäß ihrem Personenstand zum Zeitpunkt der Briefabfassung trugen, während im Personenregister der jeweils letzte Familienname verzeichnet ist, den eine Person geführt hat. Angehörige regierender Familien werden unter Angabe ihrer Vornamen sowie des Landes genannt. Die Orte werden mit historischem Namen, jedoch moderner Orthografie wiedergegeben. Fragliche Angaben sind durch Fragezeichen in runden Klammern hinter dem entsprechenden Eintrag markiert.

Informationsfeld

Ein rechts neben jedem Brief sichtbares Feld bietet Informationen zur Textgrundlage und zur Korrespondenz sowie ergänzende Anmerkungen zum Korrespondenzakt. Unter "Korrespondenz" wird die Korrespondenzstelle des jeweiligen Briefes angegeben und verlinkt; "B" bezeichnet dabei den beantworteten, also vorangegangenen, und "A" den antwortenden, also nachfolgenden Brief. Ergänzende Anmerkungen zum Korrespondenzakt liefern beispielsweise Informationen zur Datierung, zum Postweg, zu den Übermittlungsumständen oder zum Überbringer des Briefes.

Briefentitäten

Unterhalb des Brieftitels sind Verfasser, Empfänger, Abfassungsort sowie nachweisbare oder anzunehmende Mitleser des Briefes (Symbol: Auge) mit Verlinkung zu den jeweiligen Registereinträgen aufgeführt.

Korpus, Korrespondenzkreis und Themenschlagwörter

Oberhalb des Brieftitels befinden sich Orientierungsbuttons, die Auskunft über das jeweilige Korpus (grün), die Korrespondenzkreise (rot) und Themenschlagwörter (blau) geben. Auch diese Buttons sind verlinkt und bieten die Möglichkeit zur gezielten Recherche.


Selma Jahnke & Michael Rölcke, Januar 2021

Über die Edition Umfeldbriefe

Einleitung
Editionsrichtlinien
Siglen und Abkürzungen