Konzeption und Entwicklung der digitalen Edition
Die Konzeption der digitalen Edition hat zum Ziel, die einzelnen Briefe Jean Pauls aus der Buchstruktur der Berend’schen Edition herauszulösen, um Leserinnen und Lesern neue Zugänge für Lektüre und Recherche zu ermöglichen. Dafür sollten den Briefen die jeweils zugehörigen Kommentare unmittelbar zur Seite gestellt werden sowie das Register mit den Briefen dynamisch verlinkt werden. Des Weiteren sollten die Briefe mit standardisierten Metadaten angereichert werden, um vielfältige Zugänge zum Korpus zu ermöglichen und um die digitale Neuauflage der Jean Paul Briefe auch über die Grenzen der Edition hinaus mit Ressourcen im WWW zu vernetzbar zu machen.
Die digitale Edition wurde unter Verwendung der Software oXygen und PyCharm umgesetzt. Die Edition wird in der XML-Datenbank eXist vorgehalten. Die Daten sind in XML/TEI-kodiert und wurden vorrangig mit X-Technologien (XSLT/XQuery) sowie mit Python transformiert und unter Verwendung von Bootstrap publiziert.
Mehr zum Datenmodell sowie die XML/TEI-Daten der Briefe zum Download finden Sie hier.
Verknüpfung Brief–Kommentar–Register
In der digitalen Edition sind Briefe und Kommentare nun eindeutig einander zugeordnet, sowohl in der Präsentation als auch in der zugrundeliegenden Datenstruktur. Eine Einbettung der Verweise zu Varianten und Lesarten in die Kodierung des Brieftextes konnte im Rahmen des Projektes nicht vorgenommen werden, da die typografischen Codes im Druck zwar in den Daten erfasst sind, es jedoch zahlreiche Abweichung vom ,Muster’ gibt, so dass eine automatisierte Einbettung (wie es der zeitliche Projektrahmen erfordert hätte) zu fehleranfällig gewesen wäre. Miteinander verknüpft werden konnten jedoch Briefe und Gesamtregister. Dafür war eine Neustrukturierung des gesamten Registers nötig (flache csv-Struktur zu granularer XML-Kodierung), mit der es nun möglich ist, jede Druckreferenz (Seite, Zeile bei Briefen oder Seite, Briefnummer bei Kommentaren bzw. Fehlbriefregesten) dem entsprechenden Brief zuzuordnen. Im Gegensatz zum Druck ist diese Verbindung aber nicht nur monodirektional, d.h. vom Register zum Brief, sondern bidirektional konzipiert. Erwähnungen sind nun auch auf Zeilenlevel verzeichnet sowie den entsprechenden Kommentaren zugewiesen. Gekennzeichnet sind die eingebetteten Verweise durch ein entsprechendes Icon, mit dem über ein Pop-up die verzeichnete Entität (Person, Ort, Werk) einsehbar und der entsprechende Registereintrag per Link direkt ansteuerbar ist.
Anreicherung mit standardisierten Briefmetadaten
Für jeden Brief wurde ein standardisiertes Set an Metadaten erstellt. Den Korrespondentinnen und Korrespondenten wurde, wenn vorhanden, eine entsprechende Nummer der Gemeinsamen Normdatei (GND) zugewiesen. Diese Zuweisung erfolgte händisch. Orten des Sendes und Empfanges sind geonames-IDs zugewiesen, wofür die geonames-API mit Python abgefragt wurde. Die Datumsangaben wurden im ISO-Format erfasst, wofür eine Kombination aus verschiedenen XSLT-Skripten unter der Verwendung von Regular Expressions zum Einsatz kam. Durch die Anreicherung mit Normdaten und die Kodierung im TEI-Modul <correspDesc> konnten die Daten bereits in den Webservice correspSearch integriert werden.
Verbindung von Druck und Digital
Da die Berend’sche Druckausgabe nun über eine halbes Jahrhundert der Referenzpunkt für die einschlägige Forschung war und sie im Kontext ihrer Buchstruktur (d.h. über Bandnummern, Seiten und Zeilen) nicht nur rezipiert, sondern auch zitiert wurde, war es ein Anspruch der digitalen Neuedition, diese Verbindungen zu erhalten. Dafür wurde, denn das war ohnehin für die Einbettung der Registerverweise nötig, die Zeilenzählung der Brieftexte wiederhergestellt. Aus dieser Zählung wurde das Verzeichnis der Konkordanzen generiert, mit dem man nun Stellen aus dem Druck auch in der digitalen Edition wiederfindet. Was das Register angeht, so wurden die Druckverweise der 3. Abteilung zwar in Links umgewandelt, eine Ansicht der Druckverweise ist aber ebenfalls weiterhin aufrufbar.
Jean Paul – reborn digital
Dadurch, dass die digitale Jean Paul Edition auf einer gedruckten Edition
basiert, ist sie keine digital born-Edition im
engeren Verständnis. Einige Eigenheiten der Daten (z.B. keine Einbettung
des Apparates in der Transkription) ergeben sich eben aus dem Rückbezug
auf die Druckedition und können damit nicht zur Gänze den heutzutage
konventionalisierten Standards digitaler Editionen entsprechen.
Andererseits geht jedoch die Neuauflage der Edition weit über eine bloße
retro-digitalisierte Edition hinaus. Im Zuge ihrer digitalen
Transformation hat sich die Edition vom gedruckten Paradigma insofern
gelöst, als ihr nun auch genuin digitale Eigenschaften wie dynamische
Verweisstrukturen sowie Potentiale der Vernetzung und Kontextualisierung
eigen sind. Register und Brieftexte sind bidirektional verlinkt, die
formalisierten und standardisierten Briefmetadaten erlauben vielfältige
Neuordnungen der Briefe im User Interface sowie eine Vernetzung über
technische Schnittstellen wie etwa mit dem Webservice
correspSearch.
Frederike Neuber
Über die Edition der Von-Briefe
Einleitung
Editionsgeschichte
Digitale Konzeption
Digitalisierte Materialien
Konkordanzen